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«Sozialer Tod» statt Integration im Kanton Thurgau

Seit der Verschärfung der IV-Praxis werden im Thurgau immer mehr Rentengesuche abgelehnt. Die Zahl der IV-Bezüger sank zwar, wegen steigender Sozialhilfekosten und Ergänzungsleistungen wurden die Gemeinden aber stärker belastet.

18.04.2018 / 11:24 / von: abl
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Die Verschärfung der IV-Praxis war am Mittwoch Thema im Grossen Rat Thurgau. (Bild: parlament.tg.ch)

Die Verschärfung der IV-Praxis war am Mittwoch Thema im Grossen Rat Thurgau. (Bild: parlament.tg.ch)

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Im Thurgau würden Renten mit überdurchschnittlicher Härte nicht gesprochen oder aufgehoben, sagte Hanspeter Heeb (BDP) am Mittwoch im Thurgauer Grossen Rat. Bei der Diskussion über seine Interpellation «Finanzielle Auswirkungen der verschärften Praxis der IV» fand er deutliche Worte: «Statt die Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, werden sie in den sozialen Tod geschickt.»

Gemäss Statistik wurden im Jahr 2016 im Thurgau zwei Drittel aller IV-Rentengesuche abgelehnt. Vor der Verschärfung der IV-Praxis waren es weniger als ein Drittel (2005: 28,4 Prozent). Ausserdem wurden seit der fünften IV-Revision im Jahr 2008 zahlreiche Renten gekürzt oder aufgehoben.

Insgesamt lebten Ende 2016 laut Statistik 7118 IV-Rentnerinnen und IV-Rentner im Thurgau, vor fünf Jahren waren es noch 7345 Personen. Während die Zahl der IV-Renten sank, stieg die Anzahl Bezügerinnen und Bezüger von Ergänzungsleistungen (EL), wie der Kanton in der Antwort auf die Interpellation weiter ausführt. Von den gut 8000 EL-Bezügern im Jahr 2016 seien über 3000 Personen oder knapp 39 Prozent IV-Rentner.

Das Bild sei in der ganzen Schweiz gleich, sagte ein CVP-Vertreter. Wegen der restriktiven IV-Praxis und der schwierigen Arbeitsmarktintegration würden immer mehr Menschen zu langjährigen Sozialhilfefällen.

Obwohl die Gemeinden, vor allem die Zentrumsgemeinden, finanziell stärker belastet würden, hätten sie keinen Einfluss auf die IV-Praxis oder auf die Ergänzungsleistungen. Was die IV spart, bleibt bei den Gemeinden hängen, war das Fazit der gut einstündigen Diskussion.

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