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Airbus übernimmt Mehrheit an C-Series-Flugzeugen von Bombardier

Der Flugzeugbauer Airbus übernimmt die Mehrheit an den C-Series-Passagierflugzeugen des kanadischen Konzerns Bombardier. Für die Kanadier ist es der Versuch eines Befreiungsschlags - mitten in einem Handelsstreit mit den USA.

17.10.2017 / 14:45 / von: nsh / sda
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Auch die Swiss besitzt mehrere Flugzeuge der C-Series. (Bild: wikimedia commons)

Auch die Swiss besitzt mehrere Flugzeuge der C-Series. (Bild: wikimedia commons)

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Airbus erhält 50,01 Prozent an der Bombardier-Tochter CSALP, welche die Flugzeuge produziert und verkauft, wie die Unternehmen am Dienstag mitteilten. Bombardier kommt demnach nach Abschluss des Geschäfts auf 31 Prozent, 19 Prozent liegen beim Pensionsfonds der kanadischen Provinz Quebec. Sitz und Hauptfertigung des Gemeinschaftsunternehmens sollen in Kanada bleiben.

Airbus kündigte an, die Fertigung im US-Bundesstaat Alabama auszubauen, um von dort aus Kunden in den USA mit Mittelstreckenflugzeuge der C-Serie zu beliefern. Die Maschinen haben zwischen 100 und 150 Sitzplätze und sind damit kleiner als die meisten Airbus-Flugzeuge.

Flugzeuge der C-Serie sind auch bei der Swiss im Einsatz. Die Mittelstreckenjets haben seit 2016 im Zuge einer Flottenerneuerung fortlaufend die Jumbolinos ersetzt. Bis Ende des nächsten Jahres soll die Airline über 30 C-Serie-Flugzeuge verfügen. Die Swiss war die erste Fluggesellschaft, welche die C-Serie bestellt hat.

Der Weg zu der neuen C-Serie war indes holprig. Bereits 2009 hatte die Swiss-Mutter Lufthansa-Gruppe die Bestellung von 30 C-Series-Flugzeugen für die Schweizer Airline unterzeichnet. Es kam bei Bombardier allerdings zu zahlreichen Verzögerungen. Ursprünglich hätte die Swiss die C-Serie bereits 2014 in Betrieb nehmen sollen.

Der Einstieg von Airbus bei Bombardier ist wegen eines Handelsstreits in Nordamerika politisch delikat. Denn die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte Strafzölle auf Flugzeuge von Bombardier angeordnet.

Das US-Handelsministerium verhängte in den vergangenen Wochen Anti-Dumping-Zölle in Höhe von 300 Prozent auf bestimmte Bombardier-Jets. Zuvor hatte sich Bombardiers US-Rivale Boeing über angeblich staatlich subventionierte Schleuderpreise bei der Baureihe C-Series beschwert.

Die US-Regierung schlug sich in dem Streit auf die Seite des US-Konzerns. Es handelt sich bei den verhängten Strafzöllen bisher noch um vorläufige Entscheidungen.

«Das ist genau die richtige Partnerschaft für Bombardier», sagte Konzern-Chef Alain Bellemare. Airbus-Chef Tom Enders sagte, die Gespräche für die Partnerschaft hätten im August begonnen. Eine Produktion der C-Baureihe von Bombardier in dem US-Werk von Airbus ist geplant.

Aus dem Unternehmen hiess es, für die Partnerschaft solle kein Bargeld fliessen, da Airbus seine Kapazitäten für Verkauf und Marketing einbringe. Der rote Zahlen schreibende kanadische Konzern steht in den ersten drei Jahren ausserdem noch für finanzielle Lücken von bis zu 700 Millionen US-Dollar gerade. Zudem werde das Geschäft schuldenfrei übergeben, teilten die Unternehmen mit.

Mit der Entwicklung der C-Serie war der bis dahin für kleinere Regionaljets bekannte Flugzeugbauer Bombardier ins Revier der Branchenriesen vorgestossen. Die ersten Flugzeuge wurden 2016 ausgeliefert, doch bislang hat das Unternehmen nur Bestellungen über 360 Maschinen.

Und das Programm ist teuer. Die Zivilflugzeugsparte machte 2016 vor Zinsen, Steuern und Sonderposten einen Verlust von 450 Millionen Dollar. 2015 war der kanadische Staat eingestiegen.

Die C-Serie sei «ein grossartiges Flugzeug», meinte Enders. «Aber das Flugzeug braucht jemanden wie Airbus, um seine Flügel rund um die Welt auszubreiten.» Viele Kunden hätten gezögert, weil sie nicht sicher gewesen seien, was die Zukunft des Programms angeht.

Der Deal soll in der zweiten Hälfte von 2018 abgeschlossen werden, die Aufsichtsbehörden müssen noch zustimmen. Enders sendet mit der Ankündigung auch ein Signal, dass Airbus trotz der Unruhe wegen Korruptionsvorwürfen strategisch handlungsfähig ist.

Die beiden Modelle der C-Serie, die CS100 und die CS300, sind für den Markt von 100 bis 150 Passagieren ausgelegt. Airbus erwartet in diesem Segment in den kommenden 20 Jahren eine Nachfrage nach rund 6000 Maschinen. «Ich sehe keinen Grund, warum die C-Serie nicht den Hauptteil dieser 6000 Flugzeuge abgreifen sollte», sagte Enders.

Die erfolgreiche A320-Familie von Airbus konzentriert sich eher auf etwas höhere Passagierzahlen von 150 bis 240 Sitzen. Airbus ist allerdings auch mit der Kurzversion A319 mit typischerweise 124 Sitzen auf dem Markt.

2015 hatten die Kanadier schon einmal aus finanzieller Not versucht, Airbus als Partner für die C-Serie zu gewinnen. Bombardier hat nicht nur im Flugzeuggeschäft mit Problemen zu kämpfen, sondern steht auch in der Bahntechnik unter Druck.

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