Pull down to refresh...
zurück

Davoser Restaurant-Pächter wegen Juden-Diskriminierung verurteilt

Weil er jüdischen Gästen keine Schlitten mehr vermietete, ist der Pächter des Bergrestaurants Pischa in Davos wegen Rassen-Diskriminierung zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt worden. Zudem muss er eine Busse zahlen.

31.07.2024 / 11:38 / von: sda/lsc
Seite drucken Kommentare
0
Jüdischen Gästen wurde die Miete von Schlitten verwehrt. (Symbolbild: KEYSTONE/GAETAN BALLY)

Jüdischen Gästen wurde die Miete von Schlitten verwehrt. (Symbolbild: KEYSTONE/GAETAN BALLY)

0
Schreiben Sie einen Kommentar

Der Pächter wurde der Diskriminierung durch Leistungsverweigerung aufgrund der Rasse, Ethnie oder Religion für schuldig gesprochen, wie der Bündner Staatsanwalt Franco Passini am Mittwoch auf Anfrage zu einem Bericht der Tageszeitung «Südostschweiz» erklärte.

Der Restaurantbetreiber wurde von der Staatsanwaltschaft Graubünden per Strafbefehl verurteilt. Da der Mann dagegen keine Einsprache erhob, kam es zu keinem Gerichtsprozess. Um welche Beträge es sich bei den Strafen handelt, gab Passini nicht bekannt. Das Urteil ist rechtskräftig.

Schlitten nicht zurückgebracht

Der Pächter des Restaurants im kleinen Davoser Skigebiet Pischa hatte sich Anfang Winter geweigert, weiterhin Schlitten und andere Sportgeräte an jüdische Touristen zu vermieten. Er tat dies mit einem Aushang am Vermietschalter in hebräischer Sprache kund.

Verschiedene «ärgerliche Vorfälle» hätten zum Vermietstopp geführt, hiess es im Schreiben. So seien etwa Schlitten nicht zurückgebracht und einfach am Pistenrand zurückgelassen worden, erklärte der Wirt später gegenüber Medien.

«Neuer Level an Dreistigkeit»

Der Fall hatte im Februar landesweite Medienbeachtung erhalten und nicht nur in Graubünden zahlreiche öffentliche Diskussionen ausgelöst. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) sprach von einem «neuen Level an Dreistigkeit». In Davos sei nicht nur eine moralische und geschmackliche Grenze überschritten worden, erklärte SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner.

Die Destination Davos Klosters distanzierte sich umgehend vom Vorgehen des Restaurantpächters. Der Aushang sei «sehr unglücklich formuliert» und nicht im Sinne der Destination Davos Klosters, betonte damals Reto Branschi, CEO der Tourismusorganisation.

Gleichzeitig sei der Umgang mit einem Teil der orthodoxen jüdischen Gäste schwierig, sagte der Tourismusdirektor. «Dieser Teil tut sich schwer damit, sich an die Regeln hier zu halten und verhält sich gegenüber Gastgebern und anderen Dienstleistern manchmal enorm respektlos.»

Der Pächter entschuldigte sich angesichts des medialen Sturms noch am ersten Tag des Vermietstopps bei der jüdischen Gemeinschaft. Der Aushang sei «sicher falsch formuliert» gewesen. Am nächsten Tag konnten auch Juden wieder Schlitten mieten in Pischa.

Beitrag erfassen

Keine Kommentare