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Frauen machen lautstark auf sich aufmerksam - Polizei räumt Langstrasse

Zum 1-Jahr-Jubiläum des Frauenstreiks fanden in der ganzen Schweiz bunte und laute Aktionen statt. In Zürich versammelten sich mehr als 1'000 Aktivistinnen zu einer unbewilligten Kundgebung an der Langstrasse. Die Polizei tolerierte dies zuerst, räumte die Langstrasse dann aber.

14.06.2020 / 15:30 / von: sfa/sda
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In Zürich zogen die Aktivistinnen am 14. Juni mit vielen violetten Accessoires durch die Langstrasse. (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

In Zürich zogen die Aktivistinnen am 14. Juni mit vielen violetten Accessoires durch die Langstrasse. (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

Viele der Demonstrantinnen an der Zürcher Langstrasse waren mit dem Velo unterwegs. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

Viele der Demonstrantinnen an der Zürcher Langstrasse waren mit dem Velo unterwegs. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

Mit einem Transparent sperrten die Frauen die Langstrasse für den Autoverkehr. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

Mit einem Transparent sperrten die Frauen die Langstrasse für den Autoverkehr. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

Am Umzug durch die Zürcher Langstrasse nahmen mehrere tausend Aktivistinnen und Aktivisten teil. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

Am Umzug durch die Zürcher Langstrasse nahmen mehrere tausend Aktivistinnen und Aktivisten teil. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

Die Polizei begleitete den Umzug durch die Langstrasse, hielt sich aber im Hintergrund. (Bild: KEYSTONE/Ennio Leanza)

Die Polizei begleitete den Umzug durch die Langstrasse, hielt sich aber im Hintergrund. (Bild: KEYSTONE/Ennio Leanza)

Auch der Zürcher Limmatplatz zeigte sich am Sonntag ganz in violett. (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

Auch der Zürcher Limmatplatz zeigte sich am Sonntag ganz in violett. (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

Viele - aber nicht alle - der Demonstrierenden trugen eine Schutzmaske. (Bild: KEYSTONE/Ennio Leanza)

Viele - aber nicht alle - der Demonstrierenden trugen eine Schutzmaske. (Bild: KEYSTONE/Ennio Leanza)

Die Frauenrechtsaktivistinnen zeigten sich bunt - insbesondere violett, die Farbe des Frauenstreiks. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

Die Frauenrechtsaktivistinnen zeigten sich bunt - insbesondere violett, die Farbe des Frauenstreiks. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

Auch ein Jahr nach dem landesweiten Frauenstreik sind die Frauen «immerno hässig». (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

Auch ein Jahr nach dem landesweiten Frauenstreik sind die Frauen «immerno hässig». (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

Das regnerische Wetter hielt die Aktivistinnen nicht von ihrem Umzug ab. (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

Das regnerische Wetter hielt die Aktivistinnen nicht von ihrem Umzug ab. (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

Die Frauen machten unter anderem darauf aufmerksam, dass Frauen in vielen Berufen systemrelevant sind - etwa in der Kinderbetreuung. (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

Die Frauen machten unter anderem darauf aufmerksam, dass Frauen in vielen Berufen systemrelevant sind - etwa in der Kinderbetreuung. (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

Mit Transparenten machten die Aktivistinnen auf ihre Anliegen aufmerksam. (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

Mit Transparenten machten die Aktivistinnen auf ihre Anliegen aufmerksam. (Bild: TELE TOP/Prisca Koller)

Die Schilder und Transparente der Frauen reichten von bitterböse bis humoristisch. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

Die Schilder und Transparente der Frauen reichten von bitterböse bis humoristisch. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

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Ein Jahr nach dem historischen Frauenstreik haben am Sonntag in zahlreichen Schweizer Städten Kundgebungen stattgefunden. In Zürich etwa zogen über tausend Frauen in einem bunten Umzug die Langstrasse entlang. Auf Transparenten war zu lesen «immerno hässig» oder «Wenn Frau will, steht alles still». Letzteren Spruch setzten die Demonstrantinnen auch flugs in die Realität um: Aufgrund des Umzugs war der Verkehr im Langstrassenquartier stundenlang lahmgelegt.

Die Kundgebung war aufgrund der Corona-Massnahmen nicht bewilligt. Die Polizei tolerierte sie aus Gründen der Verhältnismässigkeit dennoch. Um ca. 16.30 Uhr begann die Stadtpolizei Zürich aber damit, die Langstrasse zu räumen, wie sie auf Twitter bekannt gab. Die Räumung war bereits vor 17 Uhr abgeschlossen und die Langstrasse sowie der Limmatplatz wieder für den Verkehr freigegeben. Verbleibende Aktivistinnen rund um die Langstrasse und den Helvetiaplatz wurden von den Dialogteams der Polizei sodann auf die Corona-Regeln aufmerksam gemacht und gebeten, die Örtlichkeiten zu verlassen, wie die Polizei weiter schreibt.

Auch am Röntgen-, am Helvetia- und am Escher-Wyss-Platz gab es Aktionen, dort wurden unter anderem die Strassen mit Kreide bunt bemalt. Auf der Polyterrasse bei der Universität wurden Transparente angebracht, um auf die Geschlechterunterschiede in der Forschung aufmerksam zu machen. Gemäss einer Schlussbilanz der Stadtpolizei Zürich blieben die verschiedenen Aktionen allesamt friedlich.

TELE TOP hat die Demonstration in Zürich begleitet:

Video

Auch in Bern, Basel, Lausanne und Bellinzona fanden Kundgebungen statt. Wegen der Corona-Massnahmen wurden dieses Jahr keine offiziellen Kundgebungen organisiert, sondern verschiedene Aktionen den ganzen Tag hindurch. So konnten etwa in Bern Interessentinnen und Interessenten einen «feministischen Postenlauf» absolvieren. Dies auf der Route der grossen Kundgebung von 2019.

Basel: Polizisten sollen «abhauen»

Themen waren beispielsweise Lohnunterschiede, die Situation von Migrantinnen und der Beschluss des Kantonsparlaments von dieser Woche, die Sonntagsverkäufe zu verdoppeln. Die Stadt Bern hatte den Anlass bewilligt. Mehrere Hundert Personen dürften den Postenlauf absolviert haben - jedenfalls sagte eine Organisatorin auf Anfrage, alle 300 Startnummern seien abgegeben worden.

Auch in Lausanne versammelten sich rund 500 Menschen, in Bellinzona rund 200. In Basel blockierten kurz vor 15.30 Uhr etwa rund 500 Frauen die Mittlere Brücke, um dort zu demonstrieren und zu tanzen. Die Polizei war mit einem grösseren Aufgebot vor Ort. Zweimal forderten die Demonstrantinnen die Polizisten auf, von der Mittleren Brücke «abzuhauen». Nach rund 45 Minuten rief die Polizei die Demonstrantinnen dazu auf, die Brücke innert 10 Minuten zu verlassen - ansonsten fänden Personenkontrollen statt.

Fünf Minuten Lärm um 15.24 Uhr

Der Demonstrationszug bewegte sich dann zum Universitätsspital, um dem Pflegepersonal «solidarische und kämpferische Grüsse» zu senden. Um etwa 16.45 Uhr sperrte die Polizei die Johanniterbrücke ab und führte Personenkontrollen durch. Zuvor hatten in Basel auf mehreren Plätzen Aktionen stattgefunden. So versammelten sich um 14 Uhr rund 300 Personen auf dem Theaterplatz, um gemeinsam zu picknicken und zu tanzen. Im St.-Johanns-Park wurde zudem ein feministisches Kickboxen veranstaltet.

Um 15.24 Uhr machten die Aktivistinnen in den verschiedenen Städten gemeinsam während fünf Minuten Lärm. Der Zeitpunkt war nicht willkürlich gewählt: Im Schnitt arbeiten Frauen in der Schweiz ab 15.24 Uhr aufgrund der Lohnunterschiede gratis.

Zu wenig Veränderungen seit dem Frauenstreik 2019

Auch im Kanton Waadt wurde an verschiedenen Orten demonstriert. In Lausanne startete der Aktionstag schon kurz nach Mitternacht mit einer Versammlung. Am Nachmittag demonstrierten rund 500 Personen auf drei verschiedenen Plätzen. Bei einer Kundgebung demonstrierten gut ein Dutzend mit nackten Brüsten. Auch in Nyon, Vevey und Renens gab es Kundgebungen.

Insgesamt zeigen sich Frauenrechtsaktivistinnen mit den erreichten Fortschritten seit dem Frauenstreik vor einem Jahr unzufrieden:

Die Situation der Frauen in der Schweiz habe sich seither nur minim verbessert. Positiv heben die Organisationen den Parlamentsentscheid für einen Vaterschaftsurlaub sowie die stärkere Frauenvertretung im Parlament seit den eidgenössischen Wahlen 2019 hervor. Sie bemängeln aber, dass Frauen weiterhin weniger verdienen, einen Grossteil der unbezahlten Hausarbeit erledigen und für ihre Arbeit zu wenig Wertschätzung erhalten. Das sei inbesondere in der Coronakrise erneut zutage getreten, da Frauen in vielen systemrelevanten Berufen wie der Pflege oder dem Detailhandel arbeiten.

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