Jugendverbände fordern mehr Freiräume für bis 25-Jährige
Die aktuelle Situation sei beunruhigend, schreiben die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV) und der Dachverband Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz (DOJ) in einem Communiqué vom Donnerstag. Studien würden zeigen, dass sich die Pandemie besonders negativ auf die psychische Gesundheit Jugendlicher ab 16 auswirkt.
Depressionen nehmen demnach ebenso zu wie Einweisungen in die Jugendpsychiatrie und Suizidversuche. Dies bestätigt auch Stephan Kupferschmid, Chefarzt der Integrierten Psychiatrie Winterthur: «Wir bemerken seit der zweiten Corona-Welle einen Anstieg der psychischen Erkrankungen von jungen Erwachsenen. Wir mussten 120 Jugendliche in die Erwachsenen Psychiatrie umteilen und dort behandeln, weil wir in der Abteilung für junge Erwachsene keinen Platz mehr hatten.»
Eine Umfrage bei den Jugendlichen in Winterthur zeigt, dass viele Langeweile haben, ihre Stimmung schlechter ist als vor der Pandemie und sie sich einsam fühlen, weil ihnen die sozialen Kontakte fehlen.
Diese Situation ist für Mireille Stauffer, Kinder- und Jugendbeauftragte Winterthur, nicht neu. «Sie können sich nirgendwo mehr treffen, die Berufswahl ist erschwert, sie haben Angst vor der Zukunft und haben eigentlich keine Möglichkeit, sich über ihre Probleme zu unterhalten.»
Auch Beat Sutter, Teamleiter Mobile Jugendarbeit Winterthur, spricht von massiven Problemen. «Es ist ihnen langweilig, wir können nichts machen und für uns ist es zudem schwierig, weil wir ihnen keine Alternativen anbieten können.»
TELE TOP hat mit jungen Erwachsenen über die aktuelle Situation gesprochen:
Anpassungen gefordert
In einem Brief an den Bundesrat fordern die beiden Organisationen Anpassungen. So sollen Lager unter klaren Bedingungen wieder möglich sein. Für über 16-Jährige sollte es mehr Angebote geben. Für Kinder im schulpflichtigen Alter sollten die Distanzregeln aufgehoben werden, weil sie nicht durchsetzbar sind.
Dass es für Jugendliche aktuell, besonders wegen des Shutdowns, wenig bis keine Angebote gibt, zeigt sich auch am Bahnhof Stadelhofen in der Zürcher Innenstadt. An den Wochenenden kommt es regelmässig zu Polizeieinsätzen, nicht zuletzt wegen Gewalt. Jugendpsychologen sind sich unlängst einig, dass Jugendliche mehr Angebote brauchen.
Anfang Februar haben am Bahnhof Winterthur zwei Buben im Alter von 13 und 14 Jahren andere Jugendliche mit einer falschen Waffe bedroht und ausgeraubt.