Auch Schweizer Parteien setzen für den Wahlkampf zunehmen auf Social Media - und verbreiten dort zielgruppenspezifische Wahlwerbung. (Symbolbild: pixabay.com)
Lassen sich Schweizer Wähler manipulieren?
Der Zürcher Datenschutzbeauftragte ist im letzten Jahr mit Anfragen richtiggehend überhäuft worden. Grund dafür ist unter anderem der Datenskandal bei Facebook. Millionen Nutzerdaten waren in die Hände der Datenanalysefirma Cambridge Analytica gelangt. Mit diesen Daten ist mutmasslich auch der US-Präsidentschaftswahlkampf beeinflusst worden.
Theoretisch wären solche Manipulationen über gezielte Werbekampagnen auf Facebook auch in der Schweiz möglich. Denn auch hierzulande verlagert sich der Wahlkampf zunehmen in die Online-Sphäre. Spürbar wird das 2019, wenn im Kanton Zürich der Kantons- und der Regierungsrat und in der Schweiz der National- und Ständerat neu gewählt werden.
RADIO TOP Beitrag zu Wahlmanipulationen in der Schweiz:
Die Parteien arbeiten bei ihren Online-Wahlkampagnen mit zielgruppenspezifischen Botschaften. Ein 20-jähriger Student erhält also nicht dieselbe Botschaft wie ein 60-jähriger Landwirt aus dem Kanton Thurgau. Wenn die Wählerinnen und Wähler nicht mehr vom selben sprechen, wird es problematisch, warnt die Politologin und Daten-Journalistin Adrienne Fichter: «Wahlforscher können immer schlechter nachvollziehen, wer welche Variante welcher Werbekampagne sieht. Das wird zum demokratiepolitischen Problem. Wenn alle unterschiedliche Informationen sehen, entsteht auch kein gemeinsamer Diskurs mehr.»
Ein solcher Diskurs ist für die Meinungsbildung in einer Demokratie aber entscheidend, so Adrienne Fichter weiter.
Wie stark die Schweizer Parteien im Wahljahr 2019 auf zielgruppenspezifische Online-Werbung setzen, und ob sich auch ausländische Akteure einbringen, um die Meinungsbildung in der Schweiz zu beeinflussen, sei schwierig abzuschätzen. Matchentscheidend werde dieser Wahlkampfkanal aber nicht, schätzt Adrienne Fichter: «Social Media hat sich bei den Wahlen stets hinsichtlich Mobilisierung als relevant erwiesen. Also dann, wenn die Meinungen schon gemacht sind. Die Leute werden einfach daran erinnert, dass sie noch wählen gehen sollen. Ich glaube aber nicht, dass es aufgrund dieser Kampagnen zu grossen Meinungsumschwüngen kommt.»
Schützen vor den zielgruppenspezifischen Wahlkampagnen auf Social Media kann man sich kaum. Ausser, man gibt gewisse Merkmale wie etwa das Alter absichtlich falsch an – um so den Algorithmus auszutricksen. AdBlocker können ausserdem gewisse Werbungen herausfiltern.