Laut Schweizer Sicherheitspolitikern braucht es nach dem Vorfall in Lugano noch kein grösseres Sicherheitsaufgebot in der Schweiz. (Symbolbild: KEYSTONE/Laurent Gillieron)
Mutmassliche Täterin von Lugano wollte nach Syrien reisen
Am Dienstagnachmittag kurz nach 14 Uhr war es in einem grossen Kaufhaus in Lugano zu einer Messerstecherei gekommen. Bei der mutmasslichen Täterin handelt es sich nach Angaben der Tessiner Kantonspolizei um eine 28-jährige Schweizerin. Sie griff im Innern des Kaufhauses zwei Frauen an, eine von ihnen mit einem Messer. Eines der Opfer wurde dabei schwer verletzt.
An einer Medienkonferenz von Dienstagabend sagten sowohl die per Video zugeschaltete Fedpol-Direktorin Nicoletta della Valle als auch der Kommandant der Tessiner Kantonspolizei Matteo Cocchi, dass die Frau den Behörden bekannt gewesen sei.
Später twitterte der Tessiner Regierungspräsident Norman Gobbi weitere Details zum Tathergang in Lugano. Demnach überwältigten andere Kunden im Kaufhaus Manor die Täterin unmittelbar nach dem Angriff. Die Bundesanwaltschaft (BA) eröffnete ein Strafverfahren.
In dschihadistischen Kämpfer verliebt
Die mutmassliche Täterin der Messerattacke in Lugano hatte nach Angaben des Bundesamtes für Polizei (fedpol) vor drei Jahren Kontakt zu einem Dschihadisten. 2017 habe sie versucht, nach Syrien zu reisen, wurde jedoch an der türkisch-syrischen Grenze angehalten.
Die Frau habe sich über soziale Medien in den dschihadistischen Kämpfer verliebt, schrieb das Fedpol am Mittwoch auf seiner Internetseite. Aber als sie zu ihm nach Syrien reisen wollte, sei sie an der türkisch-syrischen Grenze angehalten und von den türkischen Behörden in die Schweiz zurückgeschickt worden.
Die Person habe an psychischen Problemen gelitten und sei bei ihrer Rückkehr in die Schweiz in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen worden, schrieb das Fedpol weiter. Sie sei aber seit 2017 nicht mehr in Ermittlungen mit terroristischem Hintergrund bei Fedpol aufgetaucht.
Sicherheitspolitiker fordern konsequentere Handlungen
Erst im September hatte sich im Kanton Waadt eine Tat mit terroristischem Hintergrund abgespielt. Schweizer Sicherheitspolitiker finden, die Schweiz soll wegen des Vorfalls nicht in Panik geraten. Die Zürcher SP Nationalrätin Min Li Marti meint, das Problem solle an den Wurzeln gepackt werden. Das heisst, es sei dringend wichtig, dass die Orte ermittelt werden, an denen sich Personen radikalisieren würden.
Der Schaffhauser SVP Nationalrat Thomas Hurter findet, das Beispiel Lugano zeige, dass die Schweiz mit ihrer bisherigen Sicherheitspolitik versagt habe. Die 28-jährige Täterin war der Polizei bereits bekannt. Es sei laut Thomas Hurter nun an der Zeit, dass das Augenmerk vermehrt auf auffällige Personen gelegt werde und auch konsequentere Handlungen benötigt werden, wenn jemand Straffällig würde. Weiter fordert er, dass Ausländer, die sich in der Schweiz niederlassen, sich mehr der Schweizer Kultur anpassen müssten.
Im Beitrag von RADIO TOP erläutern die Sicherheitspolitiker ihre Standpunkte: