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Pro Kopf-Ausgaben für Gesundheit steigen auf 10'431 Franken

Bis ins Jahr 2022 steigen die Pro-Kopf-Ausgaben für die Gesundheit in der Schweiz auf 10'431 Franken. Im laufenden Jahr rechnet die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) laut ihrer Herbstprognose aber vorerst coronabedingt mit einem etwas tieferen Ausgabenwachstum.

17.11.2020 / 12:27 / von: mle/sda
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Bis 2022 steigen die gesamten Gesundheitskosten pro Kopf laut neuester KOF-Prognose auf über 10'400 Franken. (Themenbild: KEYSTONE/GAETAN BALLY)

Bis 2022 steigen die gesamten Gesundheitskosten pro Kopf laut neuester KOF-Prognose auf über 10'400 Franken. (Themenbild: KEYSTONE/GAETAN BALLY)

Grund dafür ist laut einer Mitteilung der KOF vom Dienstag, dass in gewissen Bereichen des Gesundheitswesens wegen der Covid-19-Pandemie weniger Leistungen erbracht worden sind. Dies betreffe namentlich Leistungen von Medizinischen Labors, Psycho- und Physiotherapeuten, der Spitex und von Pflegefachpersonen, schrieb die KOF.

Die KOF-Prognose rechnet für das laufende Jahr mit einem Kostenwachstum bei den Gesundheitsausgaben von 3,1 Prozent (2019: 3,4 Prozent). In den nächsten beiden Jahren dürften die Ausgaben dann wieder stärker steigen. Für 2021 prognostiziert die KOF ein Plus von 3,3 Prozent, für 2022 ein solches von 3,8 Prozent.

Damit steigen die gesamten Gesundheitsausgaben pro Kopf und Jahr von 9675 Franken im Jahr 2019 auf voraussichtlich 10'431 Franken im Jahr 2022. Die Gesamtausgaben werden die 90 Milliarden-Grenze erreichen. Vor allem der ambulante Bereich, die Rehabilitation (Reha) und die Langzeitpflege würden deutlich weiter wachsen, so die Voraussage der KOF.

Weil ab 2020 auch das nominelle Bruttoinlandprodukt (BIP) vergleichsweise gering wachse, dürfte laut der Prognose auch die Quote für die Gesundheitsausgaben bis im Jahr 2022 auf 12,5 Prozent steigen. 2018 lag sie bei 11,2 Prozent. Die Quote beziffert die Höhe der Gesundheitsausgaben im Vergleich zum BIP.

Wie sich die Corona-Pandemie auf die Kosten des Gesundheitssystems auswirkt, im Beitrag von RADIO TOP:

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Schock erhöht Unsicherheit der Prognose

Wie sich die Corona-Pandemie genau auf die Entwicklung der Gesundheitsausgaben auswirkt, ist laut KOF hingegen schwierig abzuschätzen. Klar sei, dass die Pandemie und die damit verbundenen Schutzmassnahmen seit Anfang Jahr einen starken Einfluss auf das Schweizer Gesundheitssystem ausübten, schreibt sie.

Es gebe zu einem solchen «Schock» aber keine Daten aus der Vergangenheit, die sich heranziehen liessen, sagte KOF-Vizedirektor Marko Köthenbürger an einer Online-Medienkonferenz. Das erhöhe die Unsicherheit der Prognose.

Im Bezug auf die Gesamtkosten sind die Folgen nicht eindeutig, wie es in der Mitteilung heisst. Zwar bringe die stationäre Behandlung von Corona-Erkrankungen relativ hohe Kosten mit sich. In anderen Bereichen seien jedoch aufgrund der Schutzmassnahmen weniger Eingriffe durchgeführt worden als in den Vorjahren.

Diese Effekte sind laut Köthenbürger in der Prognose so weit möglich berücksichtigt. Die Zahlen der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) des ersten Halbjahres 2020 habe man in die Prognose einbezogen. Die OKP-Zahlen des ersten Halbjahres würden indes keine Aussagen über die Entwicklung im zweiten Halbjahr zulassen.

Fokus auf Versorgungssicherheit

Auch für den Gesundheitsökonomen Felix Schneuwly vom Internetvergleichsdienst Comparis, der die KOF-Prognose mitfinanziert hat, sind die kurzfristigen Folgen des Lockdowns vom Frühling unklar. Wie er in einer Mitteilung schreibt, hat dieser auf der einen Seite zu einem massiven Rückgang der Unfälle im Beruf, Strassenverkehr und in der Freizeit geführt.

Auf der anderen Seite hätten Krebspatienten wichtige Therapien verschoben. Psychiater und Psychologinnen wiederum hätten immer mehr Menschen mit krisenbedingten Symptomen in ihren Praxen.

Grund für die etwas stärkere Beschleunigung beim Wachstumstempo in den Folgejahren 2021 und 2022 ist nach Einschätzung von Schneuwly der «coronabedingte Fokus auf die Versorgungssicherheit». Zudem machten das Virus und die damit verbundene Wirtschaftskrise die Leute krank.

Mehr Versorgungssicherheit habe einen hohen Preis, so Schneuwly. Die Schweiz werde mehr Gesundheitsfachpersonen selber ausbilden müssen. Auch bei den Medikamenten und Medizinalprodukten würden die Auflagen der Hersteller, weniger in Asien zu produzieren, zu höheren Preisen führen.