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Über 50-Jährige profitieren nicht von Stellenmeldepflicht

Arbeitslose über 50-Jährige profitieren laut einer Studie nicht von der Stellenmeldepflicht. Diese führt zwar dazu, dass viel mehr offene Stellen auf Bewerbungsplattformen ausgeschrieben werden. Aber die Ü50 werden dort oft aufgrund ihres Alters herausgefiltert.

09.01.2020 / 05:30 / von: lny/sda
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Die Stellenmeldepflicht hilft über 50-Jährigen nicht. (Symbolbild: pixabay.com/bridgesward)

Die Stellenmeldepflicht hilft über 50-Jährigen nicht. (Symbolbild: pixabay.com/bridgesward)

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Von der Stellenmeldepflicht profitieren die über 50-Jährigen nicht. Sie werden wegen ihres Alters herausgefiltert. «Die Ü50 kommen meist nur über persönliche Kontakte zu neuen Stellen. Der Erfolg, über Bewerbungsplattformen zu einem neuen Job zu kommen, ist für die Ü50 sehr klein», sagte Studienleiter Pascal Scheiwiller von der Outplacementfirma Von Rundstedt, die ihr jüngstes Arbeitsmarkt-Barometer veröffentlicht hat.

Von Rundstedt unterstützt Entlassene bei der Suche nach einer neuen Stelle. Für das jetzige Arbeitsmarkt-Barometer wurden Informationen von 1'524 gekündigten Menschen und von 192 Unternehmen ausgewertet, die im vergangenen Jahr Kündigungen ausgesprochen hatten.

Jüngere profitieren

Die Ü50 als eigentliche Zielgruppe der 2017 eingeführten Stellenmeldepflicht hätten nach wie vor Mühe bei öffentlichen Ausschreibungen und Rekrutierungsverfahren, sagte Von Rundstedt-Chef Scheiwiller. Über Bewerbungsplattformen kämen schnell mal mehrere hundert Bewerbungen herein.

Da hätten die über 50-Jährigen oft nur geringe Chancen, weil die Firmen die Jüngeren bevorzugen würden. Die Ü50 seien vor allem über persönliche Kontakte erfolgreich auf der Jobsuche, weil es bei diesen nur wenige Bewerber gebe.

Von der höheren Transparenz am Arbeitsmarkt durch die Stellenmeldepflicht profitieren insbesondere die unter 50-Jährigen. 2019 hätten 41 Prozent einen Job über öffentliche Stellenausschreibungen gefunden, stellte die Studie fest. Das seien wesentlich mehr als ein Jahr zuvor (24 Prozent).

Auf der anderen Seite nahm der Erfolgsanteil der persönlichen Kontakte deutlich ab: So sind 2019 nur noch ein Drittel der Jobs über persönliche Bekanntschaften vermittelt worden. Im Vorjahr waren es noch 41 Prozent gewesen.

Suchdauer steigt bei Älteren

Zudem müsste man erwarten, dass bei so vielen offenen Stellen und gleichzeitigem Fachkräftemangel die Suchdauer sinke, sagte Scheiwiller: Das sehe man bei den Jüngeren. Aber bei den Älteren funktioniere das nicht. Bei diesen sei die Suchdauer länger, weil viele Unternehmen Vorbehalte gegenüber dem Alter hätten.

So stieg die durchschnittliche Suchdauer der 40- bis 50-Jährigen von 5,2 auf 5,8 Monate, bis sie wieder einen neuen Job gefunden hatten. Bei den über 50-Jährigen kletterte die Suchdauer gar von 6,8 auf 7,8 Monate.

Die Suchdauer hänge aber nicht nur vom Alter, sondern auch von anderen Faktoren ab. So gibt es Ü50, die relativ schnell eine neue Stelle finden, während andere umso länger brauchen. «Wir stellen fest, dass die Diskrepanz zwischen den «leichten» Profilen (Suchdauer von 3,5 Monaten) und «schwierigen» Profilen (Suchdauer von 11,2 Monaten) weiterhin gross ist. Die Polarisierung am Arbeitsmarkt nimmt zu», erklärte Scheiwiller.

Das sei frustrierend für die Betroffenen. Die hörten immer, die Firmen würden händeringend Fachkräfte suchen und die Lage am Arbeitsmarkt sei gut, aber sie würden selber nicht davon profitieren, sagte Scheiwiller.

Mehr Lohn dank Fachkräftemangel

In Branchen mit Fachkräftemangel sitzen derzeit die Arbeitnehmer am längeren Hebel. Die Firmen weichen sogar vermehrt von ihrem perfekten Wunschprofil für einen Job ab, an dem sie in den vergangenen Jahren eisern festgehalten haben. So sei zum ersten Mal fast der Hälfte der Stellensuchenden ein Branchenwechsel gelungen. Im Vorjahr seien es nur 25 Prozent gewesen.

Auch die funktionale Mobilität steige. Mittlerweile habe fast ein Drittel der Stellensuchenden einen Arbeitsplatz mit einer neuen Funktion gefunden. Ein Jahr hatten dies lediglich ein Viertel geschafft.

Bei den Löhnen sei der Fachkräftemangel neben der allgemein positiven Lage am Arbeitsmarkt ein Motor. Während bei Kündigungen naturgemäss bisher häufig Saläreinbussen verzeichnet werden mussten, hat sich dieses Bild 2019 verändert. So konnten sich im letzten Jahr auch die Gekündigten bei einer neuen Stelle über einen Lohnanstieg von durchschnittlich 3 Prozent freuen, nachdem sie 2018 noch Einbussen von 9 Prozent erlitten hatten.

Je älter desto weniger Lohnanstieg

Allerdings fiel die Lohnerhöhung umso kleiner aus, je älter der Arbeitnehmer war. Bekamen die unter 30-Jährigen noch 8 Prozent mehr Salär, betrug das Plus bei den 40- bis 50-Jährigen nur noch 2 Prozent.

Eine Ausnahme machten erneut die Ü50. In dieser Risikogruppe sank der Lohn nach einem Stellenverlust im Schnitt um 6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr (-12 Prozent) hat sich dieser Wert aber wesentlich verbessert.

Immerhin gab es auch positive Nachrichten für die Ü50: Sie haben kein erhöhtes Kündigungsrisiko. Ihre Kündigungsquote lag bei 31 Prozent. Das entsprach praktisch ihrem Anteil an den Beschäftigten. Das grösste Kündigungsrisiko hatten die 40- bis 50-Jährigen: Sie erhielten im vergangenen Jahr 42 Prozent aller Kündigungen, obwohl sie nur ein Viertel der Beschäftigten ausmachten.

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