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Ein Blick hinter die Statistik der Kantonsratswahlen St.Gallen

Am 8. März stellen sich über 1'000 Kandidatinnen und Kandidaten für den Kantonsrat zur Wahl. Gemeinsam mit Politologen wagt RADIO TOP einen Blick hinter die statistischen Daten.

27.02.2020 / 10:43 / von: pwa
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Am 8. März wird der Kantonsrat in St.Gallen neu gewählt. (Bild: RADIO TOP/Nicky Stettler)

Am 8. März wird der Kantonsrat in St.Gallen neu gewählt. (Bild: RADIO TOP/Nicky Stettler)

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Von den über 1'000 Kantonsratskandidatinnen und –kandidaten im Kanton St.Gallen hat eine grosse Mehrheit ein Smarvote-Profil angelegt.

Bei dieser Wahlhilfe beantworten die Kandidierenden politische Fragen, geben aber auch Privates preis. Wählerinnen und Wähler können sich bei Smartvote über die Kandidierenden informieren und so entscheiden, wen sie auf den Wahlzettel schreiben möchten.

Smartvote hat RADIO TOP zusätzlich statistische Daten zur Verfügung gestellt. Diese bringen einige spannende und überraschende Fakten zutage. Beispielsweise bei einem Blick auf die Smartmap: Hier werden alle Kandidierenden als Punkt auf einer Karte dargestellt. Dies auf den zwei Achsen links – rechts und liberal – konservativ. Es zeigt sich: Der Grüne Kandidat, welcher am weitesten rechts ist, steht am selben Ort, wie der SVP Kandidat, welcher am weitesten links steht.

Ausserdem zeigt sich auf der Smartmap: Die Kandidierenden der linken Parteien scheinen politisch näher beisammen zu sein. Diejenigen der Mitteparteien und der Bürgerlichen sind weiter verstreut. Das deckt sich auch mit der Wahrnehmung des Ostschweizer Politbeobachters Reto Antenen.

Die Einschätzung von Politbeobachter Reto Antenen im Beitrag von RADIO TOP:

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Dass eine Partei eine grosse Palette von Kandidierenden hat, kann auch ein Vorteil sein, sagt er weiter: «Der Wähler wählt profilierte Kandidaten. Dies erreichen sie nicht, wenn sie immer die Meinung der Partei vertreten, sondern wenn sie bei einzelnen Sachgeschäften auch eine andere Ansicht vertreten. Zumindest im Wahlkampf.» Sobald die Politiker im Kantonsrat sitzen, sieht es nämlich anders aus. Beispielsweise bei der SVP, erklärt Reto Antenen. Auf der Smartmap sind die Kandidierenden weit verstreut. Im Parlament tritt die Partei jedoch sehr geschlossen auf.

Regionalpolitik statt Parteipolitik bei der Spitalstrategie

Im Kanton St.Gallen ist die

Spitalstrategie der Regierung schon länger ein grosses Thema. Sie will fünf der neun Spitäler im Kanton schliessen und zu Notfallzentren umwandeln. Das Thema ist auch im Wahlkampf allgegenwärtig. Ein Blick auf die Antworten aller Kandidierenden bei Smartvote zeigt: die Parteien sind nicht geschlossen für oder gegen die Spitalstrategie der Regierung.

Zwar lehnen linke Kandidierende die Strategie der Regierung mehrheitlich ab, bürgerliche Kandidierende sind in der Mehrheit dafür. Allerdings gibt es regional grosse Unterschiede. Kandidierende aus den Regionen, die von einer Spitalschliessung betroffen wären, sind in der Tendenz häufiger gegen die Spitalstrategie – auch bei den bürgerlichen Parteien.

Eine Analyse dieses Phänomens liefert Politologe Marc Bühlmann im Beitrag von RADIO TOP:

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Der Politologe Marc Bühlmann erklärt: «Ein Kandidat vertritt entweder die Parteilinie, oder die Region, oder den ganzen Kanton. Im Fall der Spitalstrategie sieht es so aus, als ob die Kandidierenden oft ihre Region vertreten wollen.» Dies sei bei Infrastrukturthemen besonders häufig, sagt Bühlmann weiter. Für die Wähler kann dies durchaus hilfreich sein: «Wenn ein Wähler normalerweise bürgerlich wählt, aber das Spital in der Nähe behalten will, kann er einem Kandidaten seine Stimme geben, welcher sowohl die Partei, aber bei der Spitalstrategie eben auch die regionalen Interessen vertritt.»

Unterschiede zwischen bisherigen und neuen Kandidierenden

Bei der Umweltpolitik zeigen sich grosse Unterschiede zwischen den bisherigen Kantonsrätinnen und Kantonsräten, welche nochmals antreten, und den neuen Kandidierenden – auf alle Fälle bei den bürgerlichen Parteien. Die neuen Kandidierenden der bürgerlichen Parteien sind gegenüber Klimaschutz und alternativen Energien weniger skeptisch als ihre bisherigen Kolleginnen und Kollegen, wie ein Blick auf die Antworten auf Smartvote zeigt.

Die Gründe für diese Beobachtung erklärt Politologe Marc Bühlmann im Beitrag von RADIO TOP:

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«Für neue Kandidierende macht es Sinn, aktuelle Themen aufzugreifen und sich auch von den Bisherigen etwas zu unterscheiden,» erklärt Politologe Marc Bühlmann. Die bisherigen Parlamentarier auf der anderen Seite tun gut daran, nicht von ihrer bisherigen Meinung abzurücken. Sie würden sonst ihre Glaubwürdigkeit riskieren, sagt Bühlmann weiter.

Dieses Phänomen hat es in der Vergangenheit auch bei den linken Parteien gegeben – zumindest auf nationaler Ebene. Laut Bühlmann beispielsweise bei der SP in der Europapolitik. Neue Kandidierende waren jeweils skeptischer gegenüber der EU, als ihre Kolleginnen und Kollegen im Parlament. 

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