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Ausserrhoden zieht Notbremse und schliesst Spital Heiden

Appenzell Ausserrhoden zieht die Notbremse und schliesst Ende Jahr das Spital in Heiden mit 180 Mitarbeitenden. Damit will der Ausserrhoder Spitalverbund (SVAR) weitere strukturelle Defizite verhindern und seine Leistungen auf den Standort Herisau konzentrieren.

26.04.2021 / 14:00 / von: sda/jmi
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Das Spital Heiden schliesst per Ende 2021. (Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER)

Das Spital Heiden schliesst per Ende 2021. (Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER)

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Der Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden (SVAR), zu dem die Spitäler in Herisau und Heiden sowie das Psychiatrische Zentrum in Herisau gehören, steht seit Jahren unter grossem Kostendruck und schreibt seit 2015 rote Zahlen.

Wegen der Pandemie sind weitere finanzielle Verluste entstanden. Das betriebswirtschaftliche Ziel einer ausgeglichenen Rechnung wurde bei weitem verfehlt, wie der SVAR Ende März mitteilte. Die Rechnung 2020 schloss mit einem Minus von 7,2 Millionen Franken ab - trotz eines Beitrags von 6,5 Millionen Franken an coronabedingte Mehrkosten und Ertragsausfälle durch den Kanton.

Knapp drei Wochen später die Hiobsbotschaft: Der Ausserrhoder Regierungsrat habe dem Antrag des SVAR-Verwaltungsrats auf Schliessung des Spitals Heiden per Ende 2021 zugestimmt, heisst es in einer Mitteilung vom Montag. Der SVAR werde seine Leistungen auf das Spital Herisau und das Psychiatrische Zentrum konzentrieren.

«Wir wollen wieder einen Spitalverbund, der ohne Kantonsbeiträge auskommt», sagte Gesundheitschef Yves Noël Balmer (SP) vor den Medien zum Schliessungsentscheid. Der SVAR solle wenn immer möglich wieder auf eigenen, gesunden Beinen stehen.

Bettenbelegung zu tief

Der SVAR habe sich in den letzten Jahren trotz zahlreicher Optimierungen und erheblichen Kostenreduktionen unzureichend entwickelt, sagte Paola Giuliani, CEO des SVAR, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Als weitere Herausforderung nannte sie die Investitionen, welche an sämtlichen drei Standorten des SVAR getätigt werden müssten. Die Eigenmittel seien auf ein kritisches Mass gesunken.

Die strukturellen Defizite gefährdeten den Fortbestand. Sowohl die Bettenbelegung als auch der Schweregrad der Fälle seien konstant zu tief gewesen, um ein wirtschaftliches Fortkommen an allen drei Standorten zu gewährleisten.

Das Spital Heiden mit 40 Betten schrieb gemäss Giuliani das grösste Defizit. Die medizinische Grundversorgung des Kantons bleibe weiterhin gewährleistet. Viele Patientinnen und Patienten aus dem Region liessen sich am Kantonsspital St. Gallen oder in die Klinik Stephanshorn in St.Gallen behandeln.

Abbau des Service Public

Von der Schliessung des Spitals Heiden sind rund 180 Mitarbeitende betroffen. Rund 130 Personen verlieren ihre Stelle. Das Personal wurde am Montagvormittag informiert. Es werde ein Sozialplan ausgearbeitet, sagte Giuliani weiter.

Mit der Schliessung des Spitals Heiden gebe es einen weiteren Abbau im Service Public, schrieb der Verband des Personals der öffentlichen Dienste (VPOD) Ostschweiz am Montag in einer Mitteilung. Das Wegfallen einer weiteren Ausbildungsstätte für das Gesundheitspersonal sei in der heutigen Zeit dramatisch. Bereits heute seien in der Schweiz über 10'000 Stellen im Gesundheitsbereich nicht besetzt.

Der Berufsverband der Pflegefachpersonen (SBK) zeigte sich schockiert über das plötzliche Aus des regionalen Spitals Heiden. Bereits 2018 bei der Abstimmung über die Revision des Spitalverbundsgesetzes habe man Befürchtungen über eine Schliessung des Spitals Heiden geäussert. In Appenzell Ausserrhoden können seither die Spitalstandorte aus dem Gesetz über die Spitalverbunde gestrichen werden.

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