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«Wir haben eine höhere Bereitschaft erwartet»

Die grösste Impfaktion in der Schweizer Geschichte ist auch in Appenzell Innerrhoden angerollt. Bis der erste Covid-19-Impfstoff injiziert werden konnte, mussten sich die Verantwortlichen viel Neuland erkunden. Und auch die Bereitschaft sich impfen zu lassen ist noch verhalten.

23.12.2020 / 17:18 / von: sbr/sda
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Appenzell Innerrhoden hat am Mittwoch in den Alters-und Pflegeheimen mit einem Testlauf begonnen. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

Appenzell Innerrhoden hat am Mittwoch in den Alters-und Pflegeheimen mit einem Testlauf begonnen. (Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA)

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Am Dienstag traf eine erste Lieferung des Impfstoffes gegen Covid-19 in der Schweiz ein. «Wenn der Impfstoff von einem Kanton bestellt ist, dann wird er auch ausgeliefert», sagte Armeesprecher Stefan Hofer am Mittwochmorgen auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Schweizer Armee ist für die Verteilung der ersten 107'000 Impfdosen zuständig.

«Wir fangen an, wenn der Impfstoff bei uns eintrifft», hatte Markus Köppel, der stellvertretende Kantonsarzt von Appenzell Innerrhoden rund eine Stunde zuvor erklärt. 50 Impfdosen seien bestellt, aber noch nicht eingetroffen. Geplant ist, in den Alters- und Pflegeheimen mit dem Impfen loszulegen. Die nationale Strategie sieht vor, dass zuerst besonders gefährdete Personen geimpft werden.

Kein Ansturm auf Impfungen

Die Impfung ist freiwillig. Bereits zuvor ergaben Umfragen, dass sich nur etwa viele Schweizerinnen und Schweizer nicht impfen lassen wollen. Dies hat sich im Kanton Appenzell Innerrhoden nun bestätigt. Die Bereitschaft war aber so tief, dass Markus Schmidli, zuständiger Arzt am Spital Appenzell gar negativ überrascht war: «Wir haben eine höhere Bereitschaft erwartet.» So hätten sich nur etwa 40 Prozent der Personen impfen lassen wollen. Weil es sich um Risikopatienten handelt, ist es für Schmidli umso überraschender. Viele hätten es damit begründet, dass sie bereits infiziert waren, die Impfung besser für Jüngere aufgespart werden solle oder sie Angst vor den Nebenwirkungen hätten.

Im Beitrag von RADIO TOP gibt Markus Schmidli einen Einblick in den ersten Impf-Tag:

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Beistand muss unterschreiben

Das Impfpersonal von Appenzell Innerrhoden ist per Video geschult worden. Es hapert jedoch noch an der Technik, da das administrative IT-Tool noch nicht verfügbar ist. «Wir müssen noch alles mit Papier und Zetteln machen.» Markus Schmidli hofft aber, dass die Technik bis zum definitiven nationalen Impfstart am 4. Januar bereits ist: «Wenn das System am 4. Januar nicht läuft, haben wir Chaos pur.» Der Bund will nicht nur wissen, wer geimpft wurde, sondern etwa auch wie viel Zeit die Impfung pro Person in Anspruch nimmt. Nicht alle Heimbewohner sind in der Lage selber zu entscheiden, ob sie sich impfen lassen wollen. Bei hochbetagten Personen braucht es unter Umständen die Unterschrift der Angehörigen oder des Beistandes.

50 Personen im Testlauf zu impfen, ist gemäss Schmidli sehr optimistisch. Eine mobile Equipe sei für die Corona-Impfungen geschult worden. «Es ist eine ziemliche Zettelwirtschaft», so Schmidli. Wer zum Beispiel akut Fieber hat oder am Coronavirus erkrankt ist, darf nicht geimpft werden.

Startschuss um 14 Uhr

Minus 70 Grad Celsius. Das ist die Temperatur, bei der der Covid-19-Impfstoff gelagert beziehungsweise transportiert werden muss. Um 10 Uhr war es dann soweit. Der aufgetaute Impfstoff wurde von einem privaten Verteiler in Appenzell angeliefert.

Um 14 Uhr habe sich die mobile Impf-Equipe auf den Weg in die Heime gemacht, sagte Schmidli: «Es ist gut, dass wir beim Pilot mitgemacht haben.» Das Handling des neuen Impfstoffes sei nicht ganz einfach. Deshalb sei es wichtig, die Leute gut zu schulen. Im Kühlschrank sind die Impfdosen maximal fünf Tage haltbar. Bis Donnerstagmittag sollen laut Schmidli mindestens 40 Personen geimpft werden. Drei bis vier Wochen folgt die zweite Impfung.

Die eigentliche Impfkampagne startet in Appenzell Innerrhoden am 4. Januar. In den ersten drei Januarwochen sind etwa 450 Impfdosen für den Kanton mit rund 16'000 Einwohnerinnen und Einwohner vorgesehen.

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