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Die Berufsbezeichnung wird der Klimadebatte angepasst

Am 15. März wählt die Thurgauer Bevölkerung ein neues Kantonsparlament. Mit Hilfe von Smartvote hat RADIO TOP die häufigsten Berufe und Hobbies der Kandidierenden herausgefiltert. Auch der tiefe Frauenanteil bei einigen Parteien birgt Zündstoff.

05.03.2020 / 15:28 / von: pwa
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Eine «Wordcloud» zu den Berufen der Kandidierenden für die Thurgauer Kantonsratswahlen. Je grösser ein Beruf geschrieben ist, desto häufiger wurde er von Kandidierenden angegeben. (Bild: Smartvote.ch)

Eine «Wordcloud» zu den Berufen der Kandidierenden für die Thurgauer Kantonsratswahlen. Je grösser ein Beruf geschrieben ist, desto häufiger wurde er von Kandidierenden angegeben. (Bild: Smartvote.ch)

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Ganz allgemein stehen auf den Wahllisten der Thurgauer Parteien weniger Frauen als auf nationaler Ebene. Das zeigt ein Vergleich der Frauenquote der Kantonsratswahlen Thurgau mit derjenigen der eidgenössischen Wahlen im Herbst 2019. Während auf nationaler Ebene gut 40% der Kandidierenden Frauen sind, sind es im Kanton Thurgau lediglich 37 Prozent. Für den Ostschweizer Politbeobachter Bruno Eberle ist dies keine Überraschung: «Der Kanton Thurgau als ländlicher und konservativer Kanton hinkt im Vergleich zur Schweiz wohl etwas hinterher.»

Politbeobachter Bruno Eberle erklärt im Beitrag von RADIO TOP die Unterschiede beim Frauenanteil:

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Lediglich die SP hat im Kanton Thurgau mindestens 50 Prozent Frauenanteil auf ihrer Liste. Am wenigsten Frauen hat die SVP: Es sind 23 Prozent. Auch hier ist für Bruno Eberle klar: «Die bürgerlichen Parteien haben erst spät begonnen, bewusst Frauen auf ihre Listen zu setzen. Und Frauen zu überzeugen, für ein politisches Amt zu kandidieren, ist besonders schwierig.» Wenn jedoch bereits einige andere Frauen auf einer Liste stehen, ist es einfacher, weitere Frauen zu überzeugen, so Eberle weiter.

Keine Zeit für Gesellschaftsspiele

Gemeinsam mit Smartvote

hat RADIO TOP eine Aufstellung der Hobbies sämtlicher knapp 1000 Kandidierenden gemacht. Die am meisten genannten Hobbies decken sich mit den liebsten Freizeitbeschäftigungen des Durchschnittsschweizers, erklärt Gian-Reto Trepp, welcher sich an der Fachhochschule Graubünden mit der Freizeitgestaltung der Schweizer Bevölkerung beschäftigt. Dazu zählen zum Beispiel Sport oder Musik. Hinzu kommt bei den Kandidierenden aber, aus offensichtlichen Gründen, besonders oft die Politik als Hobby.

Experte Gian-Reto Trepp analysiert im Beitrag von RADIO TOP die Hobbies der Kandidierenden:

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Bei den Kandidierenden für den Kantonsrat gibt es aber auch Hobbies, die auffällig abwesend sind. Dazu zählt etwa das Spielen von Gesellschaftsspielen. Gian-Reto Trepp mutmasst, dass den Kandidierenden wohl die Zeit dazu fehlt.

Die Fraktion der Gemeindepräsidenten

Eine ähnliche Auswertung wie zu den Hobbies der Kandidierenden haben Smartvote und RADIO TOP auch zu den Berufen erstellt. Auffällig hier ist: Besonders viele Gemeindepräsidenten wollen in den Kantonsrat einziehen. «Es ist klar, dass Gemeindepräsidenten ein besonderes Interesse daran haben, die Politik auch auf Kantonseben mitzubestimmen,» sagt Politexperte Bruno Eberle dazu.

Politbeobachter Bruno Eberle nimmt im Beitrag von RADIO TOP die Berufe der Kandidierenden unter die Lupe:

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Ein Blick auf die politischen Lager bestätigt zudem einige Klischees: Beispielsweise treten bei den bürgerlichen Parteien viele Juristen und Unternehmer an, auf der linken Seite sind Lehrer besonders häufig vertreten. Im ländlichen Kanton Thurgau sind ganz allgemein auch Landwirte sehr gut vertreten auf den Wahllisten. Was Bruno Eberle indes auffällt: Viele Kandidierende versuchen ihre Berufsbezeichnung jeweils passend zu aktuellen politischen Themen leicht anzupassen. Ein Beispiel: «Wenn jemand Ingenieur studiert hat und ausserdem noch ein Jahr Klimatologie-Vorlesungen besucht hat, wird er wohl neben Ingenieur auch Klimatologe als Berufsbezeichnung angeben.»

Politische Exoten innerhalb ihrer Partei

Die meisten Kandidierenden einer Partei liegen politisch relativ nahe beieinander. Das zeigt auch ein Blick auf die Smartmap: Darauf hat Smartvote sämtliche Kandidierende auf einer Karte dargestellt. Dies auf den zwei Achsen links – rechts und liberal – konservativ. Einige Kandidierende fallen jedoch aus dem Raster, weil sie sich von den meisten ihrer Parteikollegen deutlich unterscheiden.

Dazu gehört beispielsweise Yvonne Koller-Zumsteg, welche für die SVP kandidiert. Sie ist soweit links positioniert wie kein anderer Kandidat und keine andere Kandidatin der SVP. Das ist ihr auch bewusst, sagt sie gegenüber RADIO TOP. Dennoch fühlt sie sich in der Partei wohl. Auch SP-Kandidatin Dzemile Fetaji fühlt sich wohl in ihrer Partei. Sie war allerdings überrascht, wie weit rechts sie im Vergleich zu ihren Parteikollegen steht.

Die «Exoten» nehmen im Beitrag von RADIO TOP Stellung:

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