Lektion für Lerngespräche zur Entlastung des Schulsystems
Die Lehrpersonen seien einer hohen Belastung ausgesetzt und zunehmend mit herausfordernden Situationen mit Schülerinnen und Schülern konfrontiert. Die Situation am Stellenmarkt für Lehrpersonen bleibe gleichzeitig anspruchsvoll. Im Frühling 2023 bat die Chefin des Departements für Erziehung und Kultur die Präsidien des Verbands der Thurgauer Schulgemeinden, des Verbands der Schulleiterinnen und Schulleiter Thurgau und von Bildung Thurgau, die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Thurgau und den Chef des Amts für Volkschule um Vorschläge für eine zeitnahe Entlastung und Stärkung des Schulsystems.
Lerngespräche als Lösung
Als Ergebnis führt der Regierungsrat in der Primarschule und der Sekundarschule eine Lektion für Lerngespräche ein. Diese schafft einen Freiraum für die individuelle Beratung und Begleitung der Schülerinnen und Schüler in ihrem Lernprozess gemäss Lern- und Unterrichtsverständnis des Lehrplans Volksschule Thurgau. Lerngespräche gehörten bereits heute in den Schulalltag, wie der Kanton heute mitteilt. Mit der Anpassung werde die Organisation vereinfacht und die Lehrpersonen erfahren eine Entlastung, da neu explizit Zeit dafür ausgewiesen werde. Für die Umsetzung sei normalerweise die Klassenlehrperson zuständig. Die Schulgemeinden regeln die Umsetzung vor Ort. Die Massnahme erfolgt weitgehend kostenneutral, indem die Gesamtstundenzahl für die Schülerinnen und Schüler in den bestehenden Stundentafeln entsprechend angepasst wird. Über die ganze Primarschule betrifft dies je zwei Lektionen Deutsch und Gestalten und je eine Lektion Natur, Mensch, Gesellschaft und Mathematik; in der Sekundarschule eine Lektion Französisch und eine Lektion aus dem Wahlpflichtangebot.
Neue Anzahl Lektionen
Mit neu gesamthaft 263 statt 271 Lektionen von der 1. bis zur 9. Klasse liegt der Kanton Thurgau immer noch knapp in Bandbreite im Range der Ostschweizer Kantone, das Mittel beträgt 270, das Minimumliegt bei 262, die maximal Anzahl bei 283 Lektionen. Von den Streichungen ausgenommen ist die 2. Klasse der Sekundarschule. Dort würden Kosten für eine zusätzliche Lektion entstehen. Sie werde im Beitragssystem der Schulgemeinden entsprechend angerechnet, schreibt der Kanton.
Kosten werden geteilt
Die Mehrkosten von rund 300'000 Franken jährlich übernehmen je hälftig der Kanton und die Gebergemeinden im Finanzausgleich. In Zusammenarbeit mit den Bildungspartnern wird das Amt für Volkschule den Schulgemeinden Hilfestellungen zur organisatorischen und inhaltlichen Ausgestaltung der Lerngespräche zur Verfügung stellen. Eine Arbeitsgruppe klärt bis Sommer 2024 den Anpassungsbedarf für Lerngespräche im Kindergarten.