Die Baubewilligung für die Vorbereitungsarbeiten wurde erteilt. (Screenshot: TELE TOP)
Vergiftetes Raduner-Areal: Vorbereitungen zur Sanierung beginnen
Die Sanierungsarbeiten auf dem westlichen Teil des Raduner-Areals in Horn TG können beginnen. Wie der Kanton Thurgau am Donnerstag mitteilt, sei die Baubewilligung für die Vorarbeiten der Altlastensanierung erteilt worden.
RADIO TOP hat mit Martin Eugster Leiter Amt für Umwelt Kanton Thurgau über die Vorarbeiten zur Sanierung des Raduner-Areals gesprochen:
Bereits 2006 hat das Amt für Umwelt den Sanierungsbedarf festgestellt. Im Untergrund befinden sich chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW). Diese Stoffe haben sich in Tiefen von bis zu 15 m angesammelt. Da sich auf dem Grundstück Gebäude befinden, die erhalten werden sollen, wird eine thermische in-situ-Sanierung durchgeführt. Dabei wird der Untergrund mit Heizelementen auf über 100 Grad aufgeheizt. Bei dieser Temperatur verdampfen die CKW. Die entstehenden Gase werden abgesaugt und mit einer Behandlungsanlage mit Aktivkohle gereinigt, heisst es in der Mitteilung. Die Heizphase müsse – wegen des tieferen Wasserstands des angrenzenden Bodensees – im Winterhalbjahr durchgeführt werden.
In den nächsten Monaten werden nun die Vorarbeiten für die eigentliche Sanierung erfolgen. Um die Heizelemente zu installieren, sind zahlreiche Bohrungen nötig. Damit die Gebäude dadurch nicht beschädigt werden, müssen sie vorgängig stabilisiert werden. Drei Gebäude werden zudem vorgängig abgebrochen. Auch die Verlegung eines für die Sanierung notwendigen Mittelspannungskabels sowie die Elektroinstallationen für die Heizelemente würden in dieser Vorbereitungsphase erfolgen.
Streit um Kostenübernahme
Die Kosten für die Sanierung schätzt der Kanton Thurgau auf 13 Millionen Franken. Wer diese tragen muss, wird aktuell vor Gericht erstritten.
Die ehemalige Textilfabrik hat als Verursacherin den Hauptanteil der Kosten für die Sanierung des verseuchten Areals zu tragen. 2009 verkaufte die Firma rund zwei Drittel des Areals an bester Wohnlage am See an eine Zürcher Baufirma. Der Erlös von 8,3 Millionen Franken ging an die Raduner-Hauptaktionärin.
Kurz darauf meldete die Firma Raduner die Liquidation und später den Konkurs an. Im Konkursverfahren stehen praktisch keine Aktiven mehr zur Verfügung, wodurch der Kanton den Löwenanteil der Sanierungskosten tragen müsste.
Der Kanton forderte danach die Millionenbeträge zurück, die im Vorfeld des Konkursverfahrens verschoben wurden. Damit will er verhindern, dass die Sanierung voll zu Lasten der Steuerzahler geht. Ob dieser Forderung stattgegeben werden kann, entscheidet nun ein Gericht.
Bei der nun startenden Sanierung handelt es sich nur um den kleineren, 11'000 Quadratmeter grossen Teil des Raduner-Areals. Der andere 33'000 Quadratmeter grosse Teil wurde bereits von einem auf Altlasten-Sanierung spezialisierten Unternehmen für 30 Millionen Franken auf eigene Kosten saniert. Im vergangenen Januar wurde bekannt, dass das Bernecker Architektenbüro Carlos Martinez den Studienauftrag für eine Überbauung gewonnen hatte. In einer ersten Etappe sollen im Herbst 2025 bereits 200 Wohnungen bezugsbereit sein.