Stadt Winterthur verpasst sich Netto-Null-Ziel bis 2040
Bis zum Jahr 2040 soll die Stadt Winterthur klimaneutral werden. So haben es die Stimmberechtigten entschieden. Für das Jahr 2040 stimmten bei der Stichfrage 60,4 Prozent der Winterthurerinnen und Winterthurer. Die Stimmbeteiligung lag bei 61,5 Prozent.
Die Stimmbevölkerung folgte damit Stadtrat und Stadtparlament, die beide ebenfalls den Zeitpunkt 2040 für richtig halten. Winterthur will beim Klimaschutz nun also schneller vorwärts machen als Kanton und Bund, die sich beide erst 2050 als Ziel gesetzt haben.
Netto-Null bedeutet, dass in Winterthur ab 2040 unter dem Strich keine Treibhausgase mehr ausgestossen werden dürfen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind fünfzig Massnahmen geplant, darunter der Ausbau der Fern- und Quartierwärmeverbunde oder die Förderung von Solarzellen.
Reto Diener, Co-Präsident von den Grünen Winterthur ist sehr zufrieden mit dem Abstimmungsresultat und meint gegenüber RADIO TOP, dass das neue Ziel durchaus realisierbar sei:
Für Urs Hofer von der FDP Winterthur ist es jetzt Zeit über Massnahmen zu sprechen. Es sei einfacher ja zu sagen, bei unverbildlichen Zielen, als wenn es um konkrete Massnahmen geht:
Thomas Wolf, Fraktionschef im Gemeinderat und Vertreter der SVP nimmt das Ergebnis mit einer gewissen Verwunderung entgegen und weist auf die künftigen Probleme bei der Umsetzung hin:
Die Winterthurer Stadträtin, Katrin Cometta will jetzt mit dem Rückenwind vom Volk die Klimaschutzmassnahmen vorantreiben. Im Beitrag von TELE TOP gibt sie aber zu bedenken, dass es ein ambitioniertes Ziel ist und die Umsetzung viel Anstrengung erfordern wird:
Noch keine Projekte bewilligt
Mit dem Abstimmungsergebnis vom Sonntag wurden jedoch noch keine Gelder gesprochen und keine Projekte bewilligt. Die einzelnen Ausgaben müssen jeweils noch von Stadtrat, Parlament oder Volk bewilligt werden. Klar ist, dass der Klimaschutz Geld kosten wird.
Nach Ansicht des Stadtrates wäre «nichts tun» längerfristig aber noch teurer. In einer Stadt wie Winterthur seien häufiger werdende Hitzetage und Tropennächte aber auch sintflutartige Regenfälle besonders spürbar. Die Folge davon seien höhere Ausgaben für den Hochwasserschutz, höhere Gesundheitskosten bei Hitzewellen oder Folgekosten von Ernteausfällen bei Dürreperioden.
Für ein Ja zum Klimaziel 2040 waren SP, Grüne, AL, GLP und EVP. Die Bürgerlichen bezweifelten, dass die Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden kann. Das sei unrealistisch und könne schwerwiegende finanzielle Folgen für die Stadt Winterthur haben. Ein schnelleres Tempo als Kanton und Bund hat sich auch die Stadt Zürich vorgenommen: Auch sie will bis 2040 klimaneutral sein.
Die Resultate der einzelnen Stadtteile im Überblick:
Altstadt:
Netto null bis 2050: 71,45 Prozent
Netto null bis 2040: 72,96 Prozent
Stichfrage: 70,10 Prozent für netto null bis 2040
Oberwinterthur:
Netto null bis 2050: 60,83 Prozent
Netto null bis 2040: 59,50 Prozent
Stichfrage: 58,26 Prozent für netto null bis 2040
Seen:
Netto null bis 2050: 59,48 Prozent
Netto null bis 2040: 50,23 Prozent
Stichfrage: 55,43 Prozent für netto null bis 2040
Töss:
Netto null bis 2050: 59,88 Prozent
Netto null bis 2040: 55,83 Prozent
Stichfrage: 55,01 Prozent für netto null bis 2040
Veltheim:
Netto null bis 2050: 69,61 Prozent
Netto null bis 2040: 68,75 Prozent
Stichfrage: 67,00 Prozent für netto null bis 2040
Wülflingen:
Netto null bis 2050: 57,28 Prozent
Netto null bis 2040: 53,51 Prozent
Stichfrage: 53,59 Prozent für netto null bis 2040