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Diplomatische Krise: Israel ruft Botschafterin aus Madrid zurück

Israel hat nach Kritik des spanischen Regierungschefs Pedro Sánchez am militärischen Vorgehen im Gazastreifen seine Botschafterin in Madrid zu Konsultationen nach Jerusalem zurückbeordert. Zudem wies Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Aussenminister Eli Cohen am Donnerstag an, die spanische Botschafterin in Israel für einen Protest gegen "beschämende" Äusserungen von Sánchez in das Aussenministerium einzubestellen, wie das Büro des Regierungschefs mitteilte.

30.11.2023 / 19:01 / von: sda
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Eine Einbestellung ist in der Diplomatie ein mittelschwerer Protest, der zwischen befreundeten Staaten jedoch eher selten ist. Der meist nur zeitweilige Rückruf eines Botschafters zu Konsultationen ist schon eine schärfere Form der Missbilligung.

Sánchez hatte in einem Interview mit dem staatlichen TV-Sender RTVE Israel erneut aufgefordert, beim Kampf gegen die islamistische Hamas im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht vorzugehen. "Angesichts der Bilder, die wir sehen, und der wachsenden Zahl an Menschen, insbesondere der Kinder, die sterben, habe ich ernsthafte Zweifel, dass sie das humanitäre Völkerrecht einhalten", sagte der Regierungschef der viertgrössten Volkswirtschaft der EU. Cohen bezeichnete die Äusserungen von Sánchez als "empörend". Israel wahre das internationale Recht.

Die Beziehungen zwischen Israel und Spanien sind schon seit längerem gespannt. Die Regierung in Jerusalem hatte mit grosser Verärgerung auf Kritik von Sánchez bei einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag am Grenzübergang Rafah vom Gazastreifen nach Ägypten an der hohen Zahl ziviler Opfer in dem Küstenstreifen reagiert. Am Sonntag war die spanische Botschafterin deshalb schon ein erstes Mal in das Aussenministerium in Jerusalem einbestellt worden. Israel warf Sánchez vor, den Hamas-Terror zu unterstützen. Daraufhin bestellte auch das spanische Aussenministerium die Botschafterin Israels in Madrid ein.

Auslöser des jüngsten Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze begangen hatten. Dabei wurden mehr als 1200 Menschen getötet. Etwa 240 Geiseln wurden nach Gaza verschleppt, auch mehrere Deutsche.

Israel reagierte mit massiven Luftangriffen, einer Blockade des Gazastreifens und begann Ende Oktober eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben der islamistischen Hamas fast 15 000 Menschen getötet. Mehr als 36 000 wurden demnach verletzt. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.