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Tatverdächtiger von Frankfurt war in psychiatrischer Behandlung

Der 40-jährige Eritreer, der am Montag in Frankfurt mehrere Personen vor einen einfahrenden Zug stiess, war gemäss der Kantonspolizei Zürich in psychiatrischer Behandlung. Einen terroristischen Hintergrund oder eine Radikalisierung schliesst die Polizei aus.

30.07.2019 / 17:30 / von: mle/sda
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Am Dienstag hat sich die Kantonspolizei Zürich zum Vorfall in Frankfurt am Main und zum Tatverdächtigen geäussert. (Bild: brknews.ch/Johannes Dietschi)

Am Dienstag hat sich die Kantonspolizei Zürich zum Vorfall in Frankfurt am Main und zum Tatverdächtigen geäussert. (Bild: brknews.ch/Johannes Dietschi)

Das Interesse an der Medienkonferenz der Kantonspolizei Zürich war riesig. (Bild: brknews.ch/Johannes Dietschi)

Das Interesse an der Medienkonferenz der Kantonspolizei Zürich war riesig. (Bild: brknews.ch/Johannes Dietschi)

Am Dienstag hat sich die Kantonspolizei Zürich zum Vorfall in Frankfurt am Main und zum Tatverdächtigen geäussert. (Bild: brknews.ch/Johannes Dietschi)

Am Dienstag hat sich die Kantonspolizei Zürich zum Vorfall in Frankfurt am Main und zum Tatverdächtigen geäussert. (Bild: brknews.ch/Johannes Dietschi)

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Bis am vergangenen Donnerstag, dem 25. Juli, wohnte der Eritreer zurückgezogen mit Frau und Kindern in Wädenswil ZH. Er war Mitglied der christlich-orthodoxen Glaubensgemeinschaft und arbeitete bis Januar 2019 bei den Zürcher Verkehrsbetrieben (VBZ). Seit 2006 lebte er in der Schweiz, seit 2011 hatte er eine Niederlassung C.

Polizeilich bekannt war der 40-Jährige einzig wegen eines geringfügigen Verkehrsdeliktes. Am Donnerstag kam es dann zu einem ersten Gewaltausbruch: Er sperrte seine Ehefrau und die drei Kleinkinder in der Wohnung ein, wie Vertreter der Kantonspolizei Zürich und der Staatsanwaltschaft am Dienstag vor den Medien in Zürich erklärten. Seine Familie musste von der Polizei befreit werden.

Zudem bedrohte er eine Nachbarin mit einem Messer und würgte sie. Der Gewaltausbruch kam für die Familie und die Nachbarin überraschend. Sie hätten ihn noch nie so erlebt, sagten sie aus. Bevor die Polizei am Tatort eintraf, war er bereits geflüchtet.

Keine Hinweise auf Gefährlichkeit

Eine Öffentlichkeitsfahndung wurde am Donnerstag nicht eingeleitet. Das sei nicht angezeigt gewesen. Solche Vorfälle von häuslicher Gewalt gebe es im Kanton Zürich etwa ein Dutzend pro Tag, sagte Bruno Keller, stellvertretender Kommandant der Kantonspolizei. Es habe keine Hinweise auf eine besondere Gefährlichkeit gegeben. Man habe ihn national zur Fahndung ausgeschrieben.

Wie der Mann nach Deutschland kam und mit wem er seit Donnerstag Kontakt hatte, ist noch nicht geklärt. Eine Radikalisierung oder einen terroristischen Hintergrund schliesst die Polizei aus.

Vielmehr hat der Mann psychische Probleme. Seit Januar dieses Jahres war er deswegen auch krankgeschrieben. «Er war in psychiatrischer Behandlung», sagte Keller weiter. Woran er leidet, ist noch nicht geklärt. Die Justiz hat die Krankengeschichte des Mannes noch nicht analysiert. Ob er in einer Klinik war, ist ebenfalls noch unklar.

Was seinen ersten Gewaltausbruch in Wädenswil auslöste, weiss die Polizei noch nicht. Um diese Frage zu beantworten, brauche es weitere Ermittlungen. «Der Vorfall in Frankfurt löste auch im Kanton Zürich grosse Betroffenheit aus», sagte Keller. «In Gedanken sind wir bei den Angehörigen.»

Der Eritreer muss sich in Deutschland nun einem Strafverfahren wegen des Tötungsdeliktes stellen. Im Kanton Zürich wird er sich danach auch noch wegen häuslicher Gewalt verantworten müssen.

RADIO TOP war bei der Medienkonferenz dabei und fasst die Geschehnisse nochmals kurz zusammen:

audio

Der Mann soll am Montag einen achtjährigen Jungen vor einen einfahrenden ICE in den Tod gestossen haben.

 Auch die Mutter des Jungen soll er ins Gleisbett gestossen und es bei einer weiteren Person versucht haben. Die Mutter wurde verletzt. Die dritte Person konnte sich in Sicherheit bringen, ohne auf die Gleise zu stürzen. Erkenntnisse zum Tatmotiv gibt es bisher nicht.

Auch TELE TOP war bei der Medienkonferenz dabei und hat Details zum Vorfall:

video 

Nicht alkoholisiert

Kurz nach seiner Festnahme habe der verdächtige Eritreer einem Atemalkoholtest zugestimmt, der 0,0 Promille ergab, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Die Ermittler wollen nun die Schuldfähigkeit des mutmasslichen Täters prüfen lassen.

«Die Tat spricht dafür, dass man an eine psychiatrische Erkrankung denkt», sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Im Laufe der weiteren Ermittlungen werde der Tatverdächtige «sicherlich psychiatrisch begutachtet» werden.

Von Basel nach Frankfurt gereist

In einer ersten Vernehmung gab der Mann an, vor wenigen Tagen mit dem Zug von Basel nach Frankfurt gefahren zu sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass es keinen Zusammenhang zu den Ereignissen im hessischen Wächtersbach gibt. In Wächtersbach war in der vergangenen Woche ein 26-jähriger Eritreer angeschossen worden.

Der mutmassliche Täter, ein 55-jähriger Deutscher, floh nach der Tat und erschoss sich selbst. Hinter dem Angriff steht nach Ansicht der Ermittler «ganz klar ein fremdenfeindliches Motiv». Allerdings ergaben sich keine Hinweise auf Kontakte des Manns in die rechtsextreme Szene.

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