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Wegen Coronaverstössen: Ein Elsauer Wirt muss hinter Gitter

Ein Wirt aus der Region Winterthur öffnete während der Coronapandemie mehrfach illegal sein Café. Er schnitt sogar das Siegel durch, mit dem die Polizei sein Lokal zugesperrt hatte. Das Bezirksgericht Winterthur hat ihn am Dienstag nun verurteilt.

21.06.2022 / 17:29 / von: sda/rpf
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Ein Elsauer Wirt wurde wegen Verstössen gegen die Coronamassnahmen zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. (Archivbild: KEYSTONE/WALTER BIERI)

Ein Elsauer Wirt wurde wegen Verstössen gegen die Coronamassnahmen zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. (Archivbild: KEYSTONE/WALTER BIERI)

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Das Gericht verurteilte den 56-jährigen Österreicher zu einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten, dies ohne Bewährung. Dazu kommen eine unbedingte Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu 30 Franken und eine Busse von 2'500 Franken.

Er wurde wegen mehrfachem Siegelbruch, mehrfacher Hinderung einer Amtshandlung, mehrfacher Widerhandlung gegen die Covid-Verordnung und weiterer Delikte schuldig gesprochen.

Der Richterin den Rücken zugedreht

Eine bedingte Freiheitsstrafe wäre bei sieben Monaten zwar ebenfalls möglich gewesen. «Es ist aber zu erwarten, dass er sich von einer bedingten Strafe nicht beeindrucken lässt», begründete die Richterin den Entscheid, den Mann hinter Gitter zu schicken. «Er missachtet krass die staatliche Ordnung und das Gesetz.»

Das Urteil mochte sich der Wirt nicht anhören. Er hatte das Gebäude schon einige Zeit zuvor verlassen, weil er das Gericht «nicht anerkennt». Bei der Befragung hatte er der Richterin den Rücken zugedreht, dann ging er eine Zigarette rauchen. Nach einer kurzen Pause kehrte er zwar in den Saal zurück, verliess diesen aber rasch wieder und tauchte nicht mehr auf.

«Der Mensch Günter»

Schon bei Prozessbeginn wurde offensichtlich, dass der Wirt Anhänger der Reichsbürger-Ideologie ist. Diese Verschwörungstheoretiker sind der festen Ansicht, dass der Staat eine «Holding» und die Polizei eine «Firma» ist. Staatliche Auflagen oder Gesetze sind ihrer Ansicht nach nichtig, weil sie «nicht unterschrieben worden seien».

Seinen Pass hat der Wirt gemäss eigenen Angaben nicht mehr. Sogar von seinem Nachnamen sagte er sich los. «Ich bin der Mensch Günter», sagte er und weigerte sich, sich auf den für ihn vorgesehenen Stuhl neben seinem Anwalt zu sitzen. «Der Mensch Günter» blieb stehen.

Beim Siegelbruch liess er sich filmen

Sein Anwalt forderte einen Freispruch und führte aus, dass «Günter» den ersten Lockdown durchaus noch mitgetragen habe. Weil er vom Staat für sein im September 2019 gegründetes Café aber nur 68 Franken und 20 Rappen Nothilfe erhalten habe, habe er sich in seiner Existenz bedroht gesehen.

«Seiner Ansicht nach hat das System versagt», sagte sein Anwalt. Den zweiten Lockdown konnte «Günter» nicht mehr nachvollziehen. Die anfängliche Ablehnung gegenüber dem Staat entwickelte sich zu einer zunehmend radikalisierten Lossagung vom Staatswesen.

Der Österreicher hatte sein Café mehrfach illegal geöffnet und Leute bewirtet. Seine «Protest-Öffnungen» machte er jeweils auf Facebook publik. Als die Polizei das Lokal dichtmachte und ein Siegel an der Eingangstür anbrachte, schnitt er dieses kurzerhand mit einem Schlüssel durch. Dabei liess er sich von einem bekannten Massnahmenkritiker filmen. Das Video ist heute noch auf Youtube.

Ein Café ist der Gastrobetrieb schon länger nicht mehr. Mittlerweile ist es ein «Vereinslokal», allerdings nur noch bis Ende Juli. Dann läuft der Mietvertrag aus und «Mensch Günter» muss schliessen.

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Guido Bischofberger
am 21.06.2022 um 18:30
Super wir haben keine anderen Probleme mehr in der Schweiz und die grossen Gauner laufen frei herum