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Landesweiter Frauenstreik: «Vorwärts gegen den Rückschritt»

Am nationalen Frauenstreiktag sind am Montag in der ganzen Schweiz viele Frauen auf die Strasse gegangen und standen für Gleichberechtigung, faire Löhne und Solidarität ein. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Aktionen dezentral durchgeführt.

14.06.2021 / 22:55 / von: sda/asl/jmi/mma/vka
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Teilnehmerinnen an der Kundgebung am Frauenstreik in Zürich. (Bild: KEYSTONE/Walter Bieri)

Teilnehmerinnen an der Kundgebung am Frauenstreik in Zürich. (Bild: KEYSTONE/Walter Bieri)

Das Wasser im Brunnen am Helvetiaplatz in Bern vor dem Historischen Museum in farbiger Erscheinung. (Bild: Christian Zingg, Keystone-SDA)

Das Wasser im Brunnen am Helvetiaplatz in Bern vor dem Historischen Museum in farbiger Erscheinung. (Bild: Christian Zingg, Keystone-SDA)

Die Lebensmittelfarbe sei für Mensch und Umwelt unbedenklich, schreiben die Aktivistinnen. Nicht unbedenklich für die Frauen seien die «gravierenden Missstände» in der Gleichstellung. (Bild: Christian Zingg, Keystone-SDA)

Die Lebensmittelfarbe sei für Mensch und Umwelt unbedenklich, schreiben die Aktivistinnen. Nicht unbedenklich für die Frauen seien die «gravierenden Missstände» in der Gleichstellung. (Bild: Christian Zingg, Keystone-SDA)

Das Frauenstreik Kollektiv Winterthur bereitet sich auf die Demonstration vor. Am Kirchplatz werden T-Shirts bedruckt. (Bild: RADIO TOP/ Jonas Mielsch)

Das Frauenstreik Kollektiv Winterthur bereitet sich auf die Demonstration vor. Am Kirchplatz werden T-Shirts bedruckt. (Bild: RADIO TOP/ Jonas Mielsch)

Das Frauenstreik Kollektiv Winterthur bereitet sich auf die Demonstration vor. In der Steinberggasse werden Plakate gemalt. (Bild: RADIO TOP/ Jonas Mielsch)

Das Frauenstreik Kollektiv Winterthur bereitet sich auf die Demonstration vor. In der Steinberggasse werden Plakate gemalt. (Bild: RADIO TOP/ Jonas Mielsch)

Das Frauenstreik Kollektiv Winterthur hat in mehreren Strassen die Strassennamen mit Frauennamen überklebt. (Bild: RADIO TOP/ Jonas Mielsch)

Das Frauenstreik Kollektiv Winterthur hat in mehreren Strassen die Strassennamen mit Frauennamen überklebt. (Bild: RADIO TOP/ Jonas Mielsch)

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Es gab Veranstaltungen von feministischen Picknicks über Informationsstände und Theaterperformances bis zu Flashmobs. Höhepunkte waren die Demonstrationen um 18 Uhr in zahlreichen Städten. In Basel nahmen daran 4'000 Personen teil, in Schutzmasken und laut Parolen skandierend. In Luzern waren es gegen 1'000 Personen.

In Zürich demonstrierten mehrere hundert Personen - zumeist Frauen. «Sorgearbeit kollektivieren» stand etwa auf einem Banner, «Lohn. Zeit. Respekt.» oder «Mir händ en Patriarkater» auf anderen. 

In St.Gallen fand am Montag im Rahmen der Feministischen Aktionstage um 12 Uhr ein Picknick in der Marktgasse statt. Um 18 Uhr begann ein Sternmarsch ins Zentrum.

Im Zentrum des diesjährigen Frauenstreiks standen Forderungen nach besseren Löhnen und Altersrenten sowie nach einem verstärkten Schutz vor sexueller Gewalt und genügend Kinderbetreuungsplätzen. So veranstaltete etwa das Eidgenössische Komitee «Dini Mueter» einen Flashmob auf dem Bundesplatz in Bern, um auf Probleme im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung aufmerksam zu machen. «Dini Mueter schafft nüm gratis», lautete das Motto.

In Winterthur werden T-Shirts bedruckt

Das Frauenstreik-Kollektiv Winterthur bereitete sich auf dem Kirchplatz und in der Steinberggasse vor. Am Kirchplatz wurden T-Shirts mit verschiedenen Slogans bedruckt. In der Steinberggasse haben sie ein Informationsstand aufgestellt. Vor dem Stand malten Frauen Plakate für die Demonstration vor. Am Infostand wird auf die verschiedenen Themen aufmerksam gemacht.

So sind in diesem Jahr vor allem die Lohnungleichheit in den Pflegeberufen ein Thema, aber auch das Thema Femizid ist ein wichtiges Thema. Als Femizid gelten Morde an Frauen und Mädchen, die nur getötet werden, weil sie weiblich sind. Das Frauenhaus Winterthur und die Beratungsstelle Frauen-Nottelefon sind mit einem Stand präsent. Sie informieren vor allem, wie sich Frauen bei häuslicher Gewalt Hilfe holen und beschützt werden können.

Im Beitrag von RADIO TOP erklären zwei Frauen vom Frauenstreik-Kollektiv Winterthur, welche Aktionen geplant sind:

audio

Lila Erwachen und früher Feierabend

Der Frauenstreiktag begann am Morgen mit einem «lila Erwachen»: In mehreren Städten war das Wasser einiger Brunnen mit lilafarbener Lebensmittelfarbe eingefärbt.

Viele Aktionen wurden um 15:19 Uhr organisiert. Denn das ist der Moment, ab dem die Frauen gratis arbeiten. 2019 war dieser symbolische Zeitpunkt «erst» um 15:24 Uhr - die Lohnungleichheit hat also weiter zugenommen.

«Vorwärts gegen den Rückschritt» forderte denn auch das Feministische Streik-Kollektiv Luzern. Feministische Anliegen blieben gerade in der Corona-Krise zentral und würden durch die aktuelle Krise sogar verstärkt. Darum sollten «Forderungen und Wut über diese Zustände» sichtbar gemacht werden.

In Bern trafen sich etwa 80 Frauen kurz nach 15 Uhr auf Bahnhofplatz zu einer Aktion für Lohngleichheit. Sie marschierten rückwärts, um zu versinnbildlichen, dass es bei der Lohngleichheit der Frauen nicht vorwärts, sondern sogar rückwärts geht.

TELE TOP berichtet von der 15:19 Uhr Aktion auf dem Helvetiaplatz:

video

Mehrere tausend Personen versammeln sich in Zürich auf Limmatquai

Der Demonstrationszug vom Limmatquai zu Helvetiaplatz war der Höhepunkt des Zürcher Frauenstreiktags. Mehrere tausend Personen, vorwiegend Frauen hätten sich gegen 18 Uhr am Limmatquai versammelt, teile die Stadtpolizei Zürich am Abend mit. Während der Demonstration habe sich eine 30-jährige Frau bei der Manipulation mit einem pyrotechnischen Gegenstand unbestimmte Verletzungen an der Hand zugezogen und habe hospitalisiert werden müssen.

Es hatte bereits den ganzen Tag hindurch mehrere dezentrale Aktionen in der Stadt gegeben. So etwa ein Streikzmittag auf dem Anny-Klawa-Platz oder Reden auf dem Kanzleiareal. Durch die Stadt zog beispielsweise auch ein Velo-Corso. Es kam zu kurzzeitigen Unterbrüchen beim öffentlichen Verkehr.

Feministische Pause

In Neuenburg versammelten sich pünktlich um 15:19 Uhr rund hundert Frauen, darunter die Präsidentin der Gewerkschaft Unia, Vania Alleva, zu einer feministischen Pause. Auf Badetüchern sowie Sonnenliegen sitzend und von Sonnenschirmen geschützt, machten sie mit fünf Schweigeminuten auf die Lohnungleichheit aufmerksam - 50 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts und und 25 Jahre nach der Einführung des Gleichstellungsgesetzes.

Hunderte Frauen versammelten sich am Montag auch in Lausanne um 15:19 Uhr. Sie kritisierten den Entscheid des Bundesparlaments, das Rentenalter für Frauen auf 65 Jahre zu erhöhen. «Warum sich auf Gleichheit berufen, damit wir ein weiteres Jahr arbeiten? Ungleichheit betrifft Frauen aller Generationen».

Frauen müssten doppelt so häufig mit einem Tieflohn durchkommen wie Männer, teilte der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) mit. In Branchen und Berufen mit hohem Frauenanteil seien die Löhne am tiefsten.

30 Jahre sind es her seit dem ersten Frauenstreik in der Schweiz. Die Idee dazu hatten damals Arbeiterinnen in der Uhrenindustrie im waadtländischen Vallée du Joux. Sie ärgerten sich darüber, dass sie weniger als die Männer verdienten. 500'000 Frauen beteiligten sich damals am 14. Juni 1991 an dem Streik.

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