Die Credit Suisse hatte 2022 mit einem Jahresverlust von 7,3 Milliarden Franken ihr schlimmstes Jahr seit der Finanzkrise von 2008 erlebt. (Bild: KEYSTONE/EPA/MICHAEL BUHOLZER)
Das Credit–Suisse–Debakel in der Übersicht
Im Interview mit TELE TOP schätzt Markus Diem Meier, Chefredaktor der Handelszeitung, die aktuelle Lage der Credit Suisse ein:
Die historische Bedeutung der Credit Suisse im Beitrag von TELE TOP:
Die Credit Suisse – kurz CS – hat in den letzten Jahren mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen gehabt. Darunter etwa mit dem Verlust von mehr als 4 Milliarden Dollar durch den Zusammenbruch des Hedgefonds «Archegos Capital» vor zwei Jahren. Die CS hatte dem Hedgefonds Geld geliehen, um dessen Wetten auf steigende Aktienkurse zu finanzieren. Als diese Wetten jedoch gegen Archegos Capital ausfielen, konnte der Fonds seine Kredite nicht zurückzahlen.
Am Dienstag veröffentlichte die CS den Geschäftsbericht. Daraufhin sackte die CS-Aktie zeitweise um über 30 Prozent auf ein neues Allzeittief von 1,55 Franken ein. Grund waren unter anderem Aussagen des neuen Grossaktionärs aus Saudi Arabien, welche die Anleger noch weiter verschreckten. Der Präsident der saudischen SNB, Ammar Al Khudairy, schliesst in einem Interview eine weitere finanzielle Unterstützung der CS aus. Man werde kein weiteres Geld in die Bank einschiessen.
Am Mittwochabend gaben die Finma und die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekannt, dass sie der Credit Suisse bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellen werden. Nur wenige Stunden nach der Ankündigung der Finma und der SNB meldete die Credit Suisse ihren Bedarf an Liquidität an. Sie leihte sich bis zu 50 Milliarden Franken von der SNB, um ihre Liquidität sicherzustellen. Die Liquidität ist eine wichtige Kennzahl für Banken und bezieht sich auf ihre Fähigkeit, kurzfristige Verbindlichkeiten zu bedienen und Zahlungen an Kunden und Lieferanten zu leisten.
Der RADIO TOP Redaktor Florian Zwahlen hat auf den Strassen von Zürich nachgefragt, wie sich das Vertrauensverhältnis gegenüber der Credit Suisse entwickelt hat:
Reaktionen von Ökonomen und Analysten zur SNB-Hilfe
Die bedarfsmässige Unterstützung der SNB hat unterschiedliche Reaktionen von Marktexperten hervorgerufen. Caroline Hilb von der Sankt Galler Kantonalbank SGKB ist erleichtert, dass die CS aufatmen kann. Jedoch müsse das Vertrauen der Kunden und Aktionäre zurückgewonnen werden. Sergio Rossi von der Universität Freiburg betont den doppelten Vertrauensverlust, dem die CS ausgesetzt ist. Die Bank könne alle ihre Probleme in einer Woche nicht lösen. Stephen Dover vom Franklin Templeton Institute betonte die schwierige Zeit, die auf die CS zukommt. Christian Schmidiger und Andreas Venditti von der Zürcher Kantonalbank sehen die Entscheidung der SNB als wichtiges Signal, um die Märkte zu beruhigen und das Vertrauen in die Marke CS zurückzugewinnen. Es bleibe jedoch unklar, welche Auswirkungen dies auf die Dynamik der Abflüsse von Kundengeldern bei der CS hat.
Politik lobt Einschreiten der Nationalbank
Parlamentsmitglieder haben die Unterstützung der Schweizerischen Nationalbank für Credit Suisse gutgeheissen, um den Vertrauensverlust entgegenzuwirken. Cédric Wermuth (SP) forderte, dass die Gewinne aus diesem Eingriff nicht von den Aktionären vereinnahmt werden, sondern stattdessen an die Öffentlichkeit als Eigentümer der Zentralbank zurückgegeben werden. Thomas Matter (SVP) war der Meinung, dass es sich um eine Vertrauenskrise und nicht um ein Solvenzproblem handelt. Richtigerweise habe nun die Nationalbank eingegriffen. Deren Aufgabe sei neben der Preisstabilität auch die Erhaltung der Finanzmarktstabilität. Für Staatshilfe an die Bank sieht Matter derzeit keinen Anlass. Die Grünen schlugen stärkere Regulierungen vor, um die Verantwortlichen auf höchster Ebene zur Rechenschaft zu ziehen.
Für die Politik bleibt die Credit Suisse ein Thema. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Keystone-SDA wollte sich der Bundesrat noch am Donnerstag zu einer ausserordentlichen Sitzung zur CS-Situation treffen.
CS-Aktien erholen sich
Die CS-Aktien notieren am Donnerstag am frühen Nachmittag rund 20 Prozent im Plus, bei 2,03 Franken. Am Vortag hatten sie noch um 24 Prozent nachgegeben und zeitweise einen neuen Tiefstwert von 1,55 Franken erreicht. Allerdings bleiben die CS-Titel weiterhin klar unter dem Schlusskurs vom Dienstagabend von 2,24 Franken. Auch weitere Bankentitel, wie die am Vortag klar gesunkenen UBS- und Julius Bär-Aktien zeigen am Donnerstag eine Erholungsbewegung.