Ehemaliger Elvetino-Chef verweigert vor Zürcher Gericht Aussage
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 68-Jährigen Wolfgang Winter vor, sich mit einer ganzen Reihe von Straftaten grosszügig aus der Firmenkasse bedient zu haben. Zudem soll er einen Kollegen als externen Berater mit einem Tagesansatz von 2500 Franken angestellt haben - und 20 Prozent des Honorars, insgesamt über 107'000 Franken, als Kick-back-Zahlung zurückerhalten haben.
Der ehemalige Elvetino-Chef hat am Mittwochmorgen vor dem Bezirksgericht Zürich keine Aussage zu den Betrugsvorwürfen gemacht. Er habe in der Untersuchung schon genug ausgesagt, begründete er. Der vorsitzende Richter stellte dennoch minutenlang seine zahlreichen Fragen. «Keine Aussage», wiederholte der Mann ein ums andere Mal. Vor Gericht stehen zwei weitere Beschuldigte. Nach deren Befragung folgen die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Die Verhandlung ist auf zwei Tage angesetzt.
«Kartoffelernte» als Zahlungsgrund
Schon kurz nach seinem Einstieg bei Elvetino Ende 2011 stellte er einen alten Freund als Berater an. Dieser hatte eine KV-Lehre absolviert und arbeitete als Seemann. Als externer Logistikberater verrechnete er seinem Auftraggeber Elvetino dann einen Tagesansatz von 2500 Franken.
Dieser Berater verfasste etwa den Bericht über die ersten 100 Tage des Chefs - was dieser gemäss Anklage selber hätte machen müssen. Über die Jahre verdiente der Freund so fast eine Million Franken.
Im Jahr 2015 vereinbarte der damalige CEO mit seinem langjährigen Freund, dass dieser ihm als «Dankeschön» für die Aufträge künftig 20 Prozent des Honorars zurückzahlen solle. Als Zahlungsgrund gab der Berater «Kartoffelernte» oder «Mangoernte» an. Für die Staatsanwaltschaft waren dies klar «Kick-backs» und somit verboten.
2017 erhielt der damalige Chef eine sofortige freistellung
Die SBB hatten den Bahngastronomie-Chef im Jahr 2017 dann per sofort freigestellt. In der damaligen Medienmitteilung hiess es, das Vertrauensverhältnis sei nicht mehr gegeben. Die SBB würden keine Verstösse gegen Gesetze oder den Verhaltenskodex tolerieren.
Eigentlich hätte der Prozess bereits im Mai stattfinden sollen, wurde jedoch kurzfristig abgesagt und auf September verschoben. Der heute 68-jährige Beschuldigte sass im Frühling 2019 einen Monat in Untersuchungshaft.