Pull down to refresh...
zurück

Kantone kritisieren Suche nach Endlager für atomare Abfälle

Die Kantone in der Region kritisieren die Suche nach einem Endlager für atomare Abfälle. Der Kanton Zürich will keine Anlagen über Trinkwassergebieten, der Kanton Schaffhausen kritisiert die Pläne für die Endlager-Standortsuche und der Kanton Thurgau fordert, dass die Sicherheit oberste Priorität bleibt.

09.04.2021 / 12:53 / von: sda/asl
Seite drucken Kommentare
1
Mit Sondierbohrungen überprüft die Nagra verschiedene Standorte auf ihre Eignung für ein Endlager für Atomabfälle. (Archivbild: KEYSTONE/GAETAN BALLY)

Mit Sondierbohrungen überprüft die Nagra verschiedene Standorte auf ihre Eignung für ein Endlager für Atomabfälle. (Archivbild: KEYSTONE/GAETAN BALLY)

1
Schreiben Sie einen Kommentar

Derzeit wird in den verbliebenen Standortregionen für ein mögliches Tiefenlager für radioaktive Abfälle geprüft, wo sich die an der Oberfläche benötigten Anlagen platzieren liessen. Von den drei möglichen Lagerstandorten befinden sich zwei im Kanton Zürich; einer im Zürcher Weinland («Zürich Nordost»), einer im Zürcher Unterland («Nördlich Lägern»). Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) schlägt für sie vier Varianten vor, wo die Oberflächenanlagen erstellt werden könnten. 

Im Rahmen der Standortsuche für ein Tiefenlager für Atomabfälle plant die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) im Kanton Zürich zwei weitere Bohrungen. Im Sommer startet eine Tiefenbohrung in Rheinau, die zweite ist in Bachs geplant.

Zürich will keine Anlagen über Trinkwassergebieten

In seiner Stellungnahme hält der Zürcher Regierungsrat fest, dass dabei das Vorsorgeprinzip im Gewässerschutz besser berücksichtigt werden müsse. Drei dieser vier Standorte würden aber nicht nur im Gewässerschutzbereich Au liegen, schreibt der Regierungsrat. Diese befänden sich auch in einem «strategischen Interessengebiet für die Trinkwasserversorgung». Dass hier Anlagen erstellt werden sollen, mit denen die angelieferten Abfälle in das unterirdische Lager transportiert werden, lehnt der Regierungsrat ab.

Er schliesst eine Oberflächenanlage im Gebiet des Kieswerks Weiach deshalb ebenso aus wie eine solche im «Rinauer Feld» auf dem Gemeindegebiet von Rheinau. Die Standorte in den Gebieten «Haberstal» (Gemeinde Stadel) und «Oobistboden» (Gemeinde Marthalen) könnten demgegenüber weiterverfolgt werden.

Zürich fordert gerechte Lastenverteilung

Die Nagra teilt voraussichtlich 2022 mit, für welchen Tiefenlagerstandort sie das Rahmenbewilligungsgesuch an den Bundesrat ausarbeitet. Die Standortwahl müsse nachvollziehbar sein, die Entscheidungsgrundlage offen und transparent dargelegt werden, fordert der Zürcher Regierungsrat weiter.

Dies gelte auch für den Ort, an dem die Verpackungsanlage für die Brennelemente erstellt werde, hält der Regierungsrat weiter fest. Diese «heisse Zelle» dürfe nicht im Kanton Zürich zu liegen kommen, wenn sich im weiteren Suchverfahren zeige, dass sich der sicherste Ort für ein Tiefenlager im Zürcher Weinland oder Unterland befinde. «Dies im Sinn einer angemessenen Lastenverteilung.»

Der Zürcher Regierungsrat stellt bei seiner Bevölkerung ein zunehmendes Informationsbedürfnis rund um die Standortsuche für das Tiefenlager fest. Er hat deshalb eine neue Website erstellt.

Als mögliche Standorte für ein Endlager wird - neben den beiden Zürcher Gebieten - auch die Region bei Bözberg AG («Jura Ost») untersucht.

Schaffhauser Regierung kritisiert Pläne für Endlager-Standortsuche

Der Schaffhauser Regierungsrat übt deutliche Kritik am geplanten weiteren Vorgehen bei der Suche nach einem Standort für ein Endlager für Atomabfälle. Der im Sachplan geologisches Tiefenlager vorgesehene Ablauf in der dritten Etappe ist für den Regierungsrat nicht akzeptabel, wie dieser am Freitag mitteilte.

Grund dafür ist, dass die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) nach der Ankündigung der Standorte, für die sie Rahmenbewilligungsgesuche einreichen will, zwei Jahre Zeit hat zur Begründung ihrer Standortwahl. Dies führe zu einem «Schwebezustand» für die Standortregion, betroffene Kantone könnten sich ohne die nötigen Grundlagen nicht zum Entscheid der Nagra äussern.

Die Schaffhauser Regierung fordert deshalb, dass zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Standorts alle relevanten Entscheidungsgrundlagen offengelegt werden müssen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Standortsuche für den oberirdischen Teil der Anlage. Da es bei der Platzierung der Oberflächeninfrastruktur Spielraum gebe, müssen Gebiete mit bedeutsamen Grundwasservorkommen, insbesondere entlang des Rheinstroms, gemieden worden, schreibt der Schaffhauser Regierungsrat.

Kanton Thurgau fordert Sicherheit

Der Kanton Thurgau hat bereits am Donnerstag Stellung zur Konkretisierung der Oberflächeninfrastruktur der geologischen Tiefenlager genommen. In seiner Mitteilung betont der Thurgauer Regierungsrat, dass es bei solchen Langzeitprojekten zwingend ist, dass das Verfahren sicher, nachvollziehbar und transparent sei. Für den Regierungsrat ist es zudem unabdingbar, dass am Ende der sicherste Standort für ein solches Tiefenlager ausgewählt werden muss. Die Diskussion soll mit sachlichen Argumenten und nicht aufgrund der politischen Haltung geführt werden.

Beitrag erfassen

Rentner
am 10.04.2021 um 16:46
Unter dem Bundeshaus in Bern wäre sicher ideal.