Die Zahl der Hilfesuchenden hat isch verdoppelt. (Symbolbild: pixabay.com/truthseeker08)
Flüchtlinge überrennen Zürcher Beratungsstelle des Roten Kreuzes
Im letzten Jahr waren es mehr als 500 Dossiers von Einzelpersonen oder Familien mit F-Ausweis, die auf dem Tisch der kantonalen SOS-Beratungsstelle landeten. Das sind doppelt so viele wie 2017, schreibt der «Tages-Anzeiger».
Weil diese Steigerung die Beratungsstelle personell und finanziell ans Limit brachte, musste das Rote Kreuz den Zugang einschränken. «Wir konzentrieren uns nun auf besonders verletzliche Personen, das heisst Familien, Alleinerziehende, Kranke und Personen über 50», sagt die Leiterin der Beratungsstelle Ursula Weber gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Es kann sich nach wie vor jeder Hilfesuchende für eine Erstberatung anmelden, es erhalten jedoch nicht mehr alle eine aufwendigere, längerfristige Beratung und finanzielle Unterstützung.
Auslöser ist eine Gesetzesänderung
Seit Mitte 2018 erhalten vorläufig aufgenommene Ausländer keine Sozialhilfe mehr. Dies haben die Stimmbürger im September 2017 entschieden. Flüchtlinge, die nicht selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können, erhalten nur noch Asylfürsorge. Das bedeutet rund 30 Prozent weniger Geld. Eine Einzelperson erhält statt fast 990 Franken noch 690 Franken. Eine fünfköpfige Familie bekommt etwa 1'600 Franken statt rund 2'400 Franken. Laut Ursula Weber sprengen bereits kleinere zusätzliche Ausgaben das Budget.
Zürcher Gemeinden können Betroffene in solchen Situationen selbst unterstützen, wenn die Gemeinden das möchten. Es besteht jedoch keine verbindliche Vorgabe. «Überall dort, wo die Gemeinden die neuen Regeln restriktiv anwenden, wird es für Familien prekär», sagt Matthias Mölleney, Vizepräsident des Roten Kreuzes gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Das habe auch Einfluss auf die Integration: Das knappe Budget lasse kaum eine Teilnahme am sozialen Leben zu.
Das Rote Kreuz fordert eine Systemänderung. Das jetzige System schaffe mehr Probleme, als das es Schwierigkeiten löse.