Jugend-Asylheim Lilienberg soll weniger Jugendliche aufnehmen
Nach der Kritik an dem von der AOZ geführten Zentrum gab das Kantonale Sozialamt im Mai eine ausserordentliche Betriebsprüfung in Auftrag. Nun liegen die Resultate vor, wie die kantonale Sicherheitsdirektion am Dienstag mitteilte. Der Bericht bestätigt die Missstände.
In Medienberichten war von unhaltbaren Zuständen im Heim Lilienberg die Rede. Mit rund 90 unbegleiteten, geflüchteten Jugendlichen sei das Heim völlig überfüllt. Die jungen Geflüchteten müssten teilweise zu sechst in einem Zimmer leben, das nur für drei Personen vorgesehen sei. Die Betreuung sei mangelhaft.
Die AOZ hatte 2018 den Zuschlag für den Betrieb erhalten. Mit der Vergabe hatte die AOZ dem Kanton ein Betreuungskonzept garantiert, das den Bedürfnissen der Jugendlichen Rechnung trägt und das Wohl der Betreuten jederzeit sicherstellt.
Erste Schritte eingeleitet
Im Bericht wird nun empfohlen, die Belegung um rund die Hälfte zu reduzieren. Seit Spätsommer 2021 habe es einerseits eine hohe Personalfluktuation gegeben, andererseits habe sich dich Zahl der untergebrachten Jugendlichen nahezu verdoppelt. Der Bericht empfiehlt, mehr Fachpersonal einzusetzen.
Um das Zentrum zu entlasten, hat der Kanton erste Schritte eingeleitet. "Die AOZ hat den Auftrag, zwei neue Aussenstellen zu eröffnen", wird Andrea Lübberstedt, Chefin des kantonalen Sozialamts in der Mitteilung zitiert. Eine erste werde in den nächsten Tagen eröffnet und schrittweise ausgebaut.
Ausserdem verlangt der Kanton, dass das Fachpersonal im Lilienberg aufgestockt wird. Der Ausbau der sanitären Anlagen wurde bereits in die Wege geleitet.
TELE TOP hat sich beim AOZ über die Missstände ein Bild gemacht.
«Besorgniserregende Situation»
Die soziale und pädagogische Situation im MNA-Zentrum Lilienberg sei besorgniserregend. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der AOZ übernehmen dafür die Verantwortung und haben Massnahmen zur Verbesserung der Situation eingeleitet, wie die AOZ in einer Stellungnahme schreibt. Ausserdem erkennt sie an, dass der Umgang mit kritischen Rückmeldungen ungenügend war. In Abstimmung mit dem Sozialamt soll die Belegung von 90 auf 60 Jugendliche reduziert werden. Da derzeit sehr viele allein geflüchtete Jugendliche kämen, sei dieses Ziel allerdings kaum vor Mitte 2023 zu erreichen. Deshalb baut die AOZ zwei zusätzliche Wohngruppen auf, in denen je 30 Minderjährige in den nächsten Monaten Platz finden. Gemeinsam mit der Stadt Zürich stellt sie rund 50 Wohnheimplätze für junge Erwachsene bereit und weitere 100 Plätze sind beantragt.
Allerdings spitze sich die Situation für unbegleitete geflüchtete Kinder und Jugendliche weiter zu. Die kantonalen Aufnahmefähigkeiten seien erschöpft und ausserdem finde man kaum Personal. «Diesem Notstand kann die AOZ alleine nicht entgegentreten», heisst es in der Stellungnahme.