Migros vernichtet 120'000 Papiertaschen wegen Sexismus
Der Detailhändler Migros Zürich wollte seine Kunden in der Corona-Krise etwas aufheitern. Dafür gab die Migros drei Künstlerinnen den Auftrag, Papiertragetaschen zu gestalten. Diese präsentierten eine Reihe von Zeichnungen mit einer nackten Frau und einer Katze. Diese spielten unschuldige Spiele, tranken gemeinsam Kaffee, assen Pizza oder tollten herum, berichtet der «Tages-Anzeiger».
Die Migros war mit den Motiven einverstanden und produzierte 120'000 Papiertaschen. Diese wurden Ende Mai an die Zürcher Filialen ausgeliefert. Doch bevor die Taschen den Kunden ausgehändigt wurden, entschieden sich die Verantwortlichen um. Die Motive seien «sexistisch».
Deshalb wurden die 120'000 Papiertaschen vernichtet. Das Ziel, das Thema Coronavirus mit einem Augenzwinkern aufzugreifen, sei damit nicht erfüllt. Jedoch merkten das die Migros-Genossenschaft Zürich erst nach der Produktion der Taschen.
Gemäss der Zeitung sei dieser Zensurfall erstaunlich. Denn die drei Künstlerinnen Mickry 3 seien alles andere als unbekannt. Deshalb könne niemand behaupten, nicht gewusst zu haben, was von ihnen zu erwarten sei. Denn weibliche Nacktheit, unbeschwerte Darstellungen des menschlichen Körpers jenseits der genormten Repräsentationen würden schon seit 20 Jahren den motivischen Kern der künstlerischen Arbeit des Trios bilden.
Die drei Künstlerinnen zeigen sich deshalb auch bestürzt über den Entscheid der Migros. Wenn von Frauen gezeichnete Frauen, welche wohlgemerkt weder aufreizend noch sonst anstössig seien, als sexistisch gelesen würden, weil sie nackt sind und Pizza essen, sei das unglaublich. Es zeige ihnen, dass die Frauen immer noch nicht den Platz hätten, den sie sich wünschten.