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«Platzspitzbaby»: Schwere Kinokost zum neuen Jahr

Das Schweizer Kinojahr startet mit einer bedrückenden Kinoproduktion. «Platzspitzbaby» von Regisseur Pierre Monnard beruht auf der im gleichnamigen Buch verarbeiteten Lebensgeschichte von Michelle Halbheer, die bei ihrer heroinabhängigen Mutter aufwuchs.

16.01.2020 / 10:06 / von: mma/sda
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Buchautorin Michelle Halbheer mit den Hauptdarstellerinnen Luna Mwezi und Sarah Spale (v.l.n.r.). (Bild: RADIO TOP/Sofie Wirth)

Buchautorin Michelle Halbheer mit den Hauptdarstellerinnen Luna Mwezi und Sarah Spale (v.l.n.r.). (Bild: RADIO TOP/Sofie Wirth)

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Heute ist der Zürcher Platzspitz ein ganz normaler Park. In den 1980er und 90er Jahren galt er weltweit als Inbegriff des Drogenelends. In dieser Zeit setzt «Platzspitzbaby» ein. Mit der elfjährigen Schülerin Mia, gespielt von Luna Mwezi, die in einem heillosen Durcheinander ihre Mutter Sandrine, gespielt von Sarah Spale, sucht.

Nach der Schliessung des Platzspitz' kommen Mia und ihre alleinerziehende Mutter in einer Wohnung ausserhalb der Stadt unter. Sandrine startet (nicht zum ersten Mal) einen Entzug - die Zeichen stehen auf Neuanfang. Allerdings nicht für lange. Als Sandrine zufällig auf einen alten Kumpel (Thomas Ursula Hostettler) trifft, sind auch die regelmässigen Fahrten nach Zürich und der Drogenrückfall nicht weit. Und für Mia beginnt die grausame Höllenfahrt von vorne.

Der Film basiert auf der Lebensgeschichte von Michelle Halbheer. Für die Autorin des gleichnamigen Buches war es ein emotionaler Moment, als sie den Film zum ersten Mal sah. Sie konnte den Film nicht am Stück schauen. «Ich war froh, dass ich meinen Partner dabei hatte», erklärt Halbheer gegenüber RADIO TOP. Sie habe während des Films weinen müssen.

Welche Szene Michelle Halbheer besonders berührte und was sie sich für Kinder in der gleichen Situation wünscht – im Beitrag von RADIO TOP:

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Was Halbheer über den Film denkt und was die dazu beigetragen hat – im Beitrag von RADIO TOP:

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Schwere Kost

Im Grossen ist «Platzspitzbaby» ein Stück Schweizer Geschichte, im Kleinen ein Film über die Folgen des jahrelangen Drogenkonsums für alle Beteiligten und über Co-Abhängigkeit. Oder gerade umgekehrt, denn Regisseur Pierre Monnard, der schon bei der SRF-Serie «Wilder» erfolgreich mit Hauptdarstellerin Sarah Spale zusammenarbeitet, verweilt nicht lange auf dem Platzspitz.

Ihm geht es um das Schicksal der Einzelnen. Er bohrt den Blick auf schonungslose Art und Weise in das Leben einer Süchtigen hinein, bevor er ihn dahin wendet, wo das Gesehene am schwersten zu ertragen ist: auf das leidende Kind.

Wie das Drehbuch entstand und was die Herausforderung war, erzählt Pierre Monnard im Beitrag von RADIO TOP:

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Sarah Spale wuchs in Basel auf. Auch dort gab es in den 80er- und 90er-Jahren eine offene Drogenszene. «Ich bin mit solchen Bildern gross geworden und sie haben mich stark geprägt», erklärt Spale im Interview mit RADIO TOP. Zudem sei zu dieser Zeit eine Person aus dem Freundeskreis ihrer Familie in den Drogensumpf gestürzt. Es habe sie ohnmächtig gemacht.

Wie sich Sarah Spale auf die Rolle vorbereitet hat und wie sie die Thematik angegangen ist – im Beitrag von RADIO TOP:

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Luna Mwezi, die dem Film auch noch den Titelsong «Ich gibe nöd uf» beisteuert, ist eine grossartige Besetzung. Stellvertretend für alle sogenannt «vergessenen Kinder» der Drogenszene, macht sie deren Verzweiflung so deutlich nachfühlbar, dass es einem während 98 Minuten fast durchgehend die Kehle zuschnürt.

Wie die junge Schauspielerin mit der emotional anspruchsvollen Rolle umgeht und wie sie Schule und Dreharbeiten unter einen Hut brachte – im Beitrag von RADIO TOP:

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«Platzspitzbaby» ist ein trauriger Film über ein von Destruktivität geprägtes Leben, in dem selbst die positiven Momente einer Tragik unterliegen. Und dennoch ist er empfehlenswert.

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