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Udo Jürgens wäre nun 90

Der Musiker und Entertainer Udo Jürgens (1934-2014) wäre am Montag 90 Jahre alt geworden. Wie kaum ein anderer hat er während 50 Jahren die deutsche Unterhaltungsmusik geprägt.

27.09.2024 / 10:02 / von: tse/sda
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Der Musiker und Entertainer Udo Jürgens (1934-2014) hätte am Montag seinen 90. Geburtstag gefeiert. (Bild: Keystone/STEFFEN SCHMIDT)

Der Musiker und Entertainer Udo Jürgens (1934-2014) hätte am Montag seinen 90. Geburtstag gefeiert. (Bild: Keystone/STEFFEN SCHMIDT)

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Viele der Lieder von Udo Jürgens haben schon zu seinen Lebzeiten Kultstatus erreicht. «Aber bitte mit Sahne», war ein Gassenhauer; in «Ich war noch niemals in New York» zeichnete er das spiessige Leben des Kleinbürgers; und in «Griechischer Wein» besang er die Einsamkeit der Eingewanderten im fremden Land. Sein Erfolgsrezept: Er nahm die alltäglichen Sorgen der «kleinen Leute» auf und kleidete sie in gefällige Melodien.

Kluge, oft ironische Texte

Bei der Gefälligkeit seiner Melodien waren allerdings seine Texte zumeist klug, oft ironisch. Themen wie die Ausbeutung der Umwelt tauchten früh in seinen Liedern auf.

In den letzten Jahren seiner Karriere dosierte er zudem den ihm vorgeworfenen «Weichspüler» sparsamer, manche Lieder klangen härter. Er äusserte unverblümte Kritik an gesellschaftlichen und politischen Missständen. «Wenn Sie in einem gewissen Alter sind, müssen Sie sagen, was Sie denken», sagte er an seinem letzten Konzert Anfang Dezember 2014 im Zürcher Hallenstadion.

Udo Jürgens Karriere begann bereits in den 1950er Jahren. Der Durchbruch gelang ihm mit dem Lied «Mercie Chérie», mit dem er 1966 den Concours Eurovision de la Chanson (heute: European Eurovision Song Contest) gewann.

Über 1000 Lieder, mehr als 50 Alben

Über 1000 Lieder hat er komponiert und eine symphonische Dichtung. Mehr als 50 Alben gab er heraus. Insgesamt verkaufte Jürgens gut hundert Millionen Tonträger. Er komponierte auch für internationale Stars wie Shirley Bassey oder Frank Sinatra.

Am 30. September 1934 wurde er im österreichischen Klagenfurt als Udo Jürgen Bockelmann geboren. Er wuchs in grossbürgerlichen Verhältnissen auf einem Landgut auf. Schon als Kind brachte er sich selbst das Klavierspiel bei. Als Bub musste er in der Hitlerjugend mitmachen. Dort erhielt er eine Ohrfeige, die sein Gehör auf einem Ohr für immer beeinträchtigte. Die Geschichte seiner Familie und die Anfänge seiner Karriere beschreibt Jürgens im Buch «Der Mann mit dem Fagott», das auch verfilmt wurde.

Udo Jürgens war zudem bekannt als Frauenheld. In erster Ehe war Jürgens 1964-1989 mit dem ehemaligen Model Panja verheiratet. Mit ihr bekam er 1964 den Sohn John und 1967 die Tochter Jenny. Ausserdem hat er zwei nichteheliche Töchter. 1999 heiratete er seine langjährige Freundin Corinna Reinhold. Die beiden liessen sich 2006 scheiden.

The show must go on

Statt über Kontroversen wollen die Geschwister lieber über den wiederentdeckten und nun erstmals veröffentlichten Jürgens-Song «Als ich fortging» sprechen. «Es ist eine wunderschöne Ballade», sagt John über das Lied, das innerhalb weniger Tage auf Youtube mehr als 300'000 Mal geklickt worden ist. Der Song war jahrzehntelang als Demoband in einem Archiv verstaubt. Mittels Künstlicher Intelligenz wurde nun Jürgens' Stimme aus der alten Aufnahme herausgefiltert und mit neuer Instrumentalbegleitung eingespielt.

Posthum lebt der Entertainer auch auf der Bühne weiter. Anfang November beginnt die Tournee «Da Capo Udo Jürgens». In den Shows sind Konzert-Aufnahmen des Sängers auf einer LED-Wand zu sehen und hören, während eine Band die Songs live begleitet. Als digitalen Avatar möchte John seinen Vater jedoch in der Zukunft nicht auf der Bühne sehen, auch wenn die Kultband Abba mittlerweile in Form solcher 3D-Hologramme auftritt. «Das finde ich gruselig», sagt John.

Wahlheimat Zürich

Ende der 1970er Jahre machte Jürgens die Schweiz zu seiner Wahlheimat. Lange Jahre hatte er eine Wohnung am Zürcher Bellevue, zog dann nach Zumikon und kurz vor seinem Tod in eine Villa nach Meilen an der Zürcher Goldküste. Im Februar 2007 erlangte er die Schweizer Staatsbürgerschaft, blieb aber auch Österreicher.

Am 21. Dezember 2014 brach er bei einem Spaziergang im thurgauischen Gottlieben zusammen und starb wenige Stunden später an akutem Herzversagen. Sein überraschender Tod erschütterten seine Familie, Kollegen wie Manager Freddy Burger oder Orchesterchef Pepe Lienhard als auch die Öffentlichkeit.

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