Schuldzuweisungen von SVP und FDP führen kaum zum Ziel
«Schuld sind die anderen.» So lautet der Tenor bei den Verlierern der kantonalen Zürcher Wahlen. Die FDP hat bei den Wahlen einen Regierungsratssitz und zwei Kantonsratssitze verloren,
die SVP muss neun Kantonsratssitze abgeben. Die FDP beschuldigt die SVP, sie habe ihre Wähler zu wenig mobilisiert. SVP-Präsident Albert Rösti teilt derweil in einem Interview gegen die SRG aus: Diese habe zu stark über die Klimastreiks berichtet, Rösti will ihr dafür die Gebühren kürzen.Diese Schuldzuweisungen bringen die Verlierer-Parteien kaum zum Ziel, urteilt der emeritierte Politologie-Professor und Autor des Buches «So funktioniert Wahlkampf», Silvano Moeckli: «Natürlich ist es menschlich verständlich, dass man zuerst den anderen die Schuld gibt. Aber als die SRG vor vier Jahren intensiv über die Flüchtlingskrise berichtet hat, hat die SVP sich darüber auch nicht beklagt. Eigentlich hätte sie der SRG damals eine Medaille verleihen müssen.»
Die Schuldzuweisungen von FDP und SVP bringen laut Experten wenig:
Von ebendieser medialen Berichterstattung über die Flüchtlingskrise habe die SVP bei den nationalen Wahlen vor vier Jahren nämlich profitiert. Ausserdem würden die Medien aktuell nicht grundlos über die Klimastreiks berichten – sondern, weil diese die Wählerinnen und Wähler bewegen.
Glaubwürdig wäre es nun, wenn die Verlierer der Zürcher Wahlen für ihre Wahlschlappe den Kopf hinhalten würden, findet Silvano Moeckli: «Fehler zu machen ist menschlich. Wenn man hin steht und sagt ‹Wir haben Fehler gemacht. Wir probieren es besser zu machen›, dann kommt das sicher besser an, als den anderen die Schuld zuzuschieben. Ein Teil ist ja auch auf den Kontext zurückzuführen.»
Für den nationalen Wahlkampf im Herbst ist es deshalb besonders entscheidend, welche Themen vorherrschen – und welche Parteien diese Themen für sich besetzen können. In die Klimadebatte jedenfalls haben sich SVP und FDP offensichtlich nicht glaubwürdig eingebracht.